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Büffelzucht in Khon Kaen / Isan

Buffalo at Kaeng LawaFoto: TIP-Archiv

Dorfbewohner am See Kaeng Lawa in Khon Kaen verdienen ihren Lebensunterhalt, indem sie Wasserbüffel züchten und verkaufen und aus Dung Dünger herstellen. Entwicklungsprojekte, die von Investoren und dem Bewässerungsamt geplant sind, drohen jedoch, die Feuchtgebiete zu zerstören, auf die Büffel und Dorfbewohner angewiesen sind.

In den Feuchtgebieten um den See Kaeng Lawa gibt es zurzeit genau 1689 Wasserbüffel, die für 116 Haushalte ein ganz gutes Einkommen generieren. Laut dem Amt für Viehwirtschaft geht allerdings die Zahl der Wasserbüffel in Thailand Jahr für Jahr stark zurück.

Die Sonne über den Feuchtgebieten Kaeng Lawa in der Provinz Khon Kaen begann golden zu leuchten, und Bunchuay Inthong machte sich für ihren abendlichen Weg bereit, um ihre Büffel zu holen. Sie setzte einen Hut mit einer breiten Krempe auf, um nicht vom Sonnenuntergang geblendet zu werden, und nahm ihre Nichte, Nam Cow, an die Hand, um durch die Feuchtgebiete zu gehen.

Einige Nachbarn waren schon dort, sie benutzten kleine Stöcke und riefen mit lauten Stimmen, um die Büffelherde auseinander zu treiben. Bunchuay gesellte sich zu ihnen und lachte, als sich einige junge Kälber um sie auf der Suche nach ihren Müttern gruppierten. Schließlich fand sie ihre Büffel, eine Gruppe von 15 Tieren, und trieb sie in einem Konvoi nach Hause für die Nacht.

Im Dorf Ba Daeng gibt es viele Leute, denen die Büffelzucht ein gutes Einkommen ermöglicht, aber in letzter Zeit macht sich Sorge breit, dass Entwicklungsprojekte sich negativ auf die Feuchtgebiete auswirken, das Zuhause der Wasserbüffel, und dass deren Leben dort dann unmöglich gemacht wird.

Veränderung der Feuchtgebiete

Die Feuchtgebiete um den See Kaeng Lawa sind ein natürliches Habitat für Wasserbüffel und bietet den Tieren Pflanzen, von denen sie sich ernähren und Wasser, in dem sie baden können. Die Zucht ist für die Anwohner eine beinahe leichte Aufgabe.

Sie sagen, dass die Wichtigkeit des Ökosystems häufig von den Leuten übersehen wird, die den See als potenzielle Profitquelle sehen (Geschäftsleute) oder meinen, sie könnten mit seiner Hilfe das Problem von Wasserknappheit schnell lösen (Regierungsorganisationen).

Die Feuchtgebiete wurden bereits signifikant geschädigt, als Wasserwirtschaftsprojekte vom Bewässerungsamt (RID) angestrengt wurden. In den 70er Jahren entdeckte das RID den Kaeng-Lawa-See als Wasserspeicher für die nahe gelegene Stadt Ban Pai und baute den See zu einem Reservoir um. Dadurch wurde die Landschaft in der Weise verändert, dass es lange Überschwemmungsperioden gibt, sagen die Einwohner von Ba Daeng.

Dadurch wurden die Züchter gezwungen, ihre Herden während der mehrmonatigen Regenzeit auf ihrem Land oder auf Reisfeldern zu belassen, anstatt sie zum See zu führen. Dort müssen die Büffel dann mit Pflanzen und Wasser versorgt werden, was sie normalerweise in den Feuchtgebieten alleine finden.

Die Konsequenz ist, dass die Anzahl der gezüchteten Büffel von der Größe des Landes abhängt, das die Züchter ihr eigen nennen, und auch davon, ob die Züchter körperlich und wirtschaftlich in der Lage sind, die Tiere mindestens drei Monate lang zu versorgen.

Feuchtgebiete sind empfindliche Ökosysteme, in denen viele verschiedene Pflanzen und Tiere vorkommen. Sie gehören zu den am schnellsten verschwindenden Gebieten der Welt. Heute machen sie nur noch 7,5 Prozent Thailands aus.

Lebensgrundlage Feuchtgebiete

Zurück im Haus schloss die 50 Jahre alte Bunchuay das Tor zur Umzäunung ab, in der ihre Büffel die Nacht über bleiben. Am Morgen wird sie zurückkommen und ihre Büffel wieder auf die Felder führen. Das macht sie seit 18 Jahren so – ein ruhiges Leben, das eine harmonische Koexistenz zwischen Büffeln, Menschen und Land erlaubt.

„Es ist ein ziemlich einfaches Leben“, sagte sie. „Kühe muss man füttern und festbinden, damit sie nicht weglaufen. Aber Büffel sind anders, man kann sie einfach herumlaufen lassen.“

Bunchuay hob hervor, dass einer der größten Vorteile der Büffelzucht – außer dem Profit für die Dorfbewohner durch Verkauf – sei, dass sie nebenbei Zeit habe, sich noch mit anderen Dingen wie Weben, Reisanbau und Fischen zu beschäftigen, womit sie ebenfalls Geld verdienen könne.

„Wir machen rund 120.000 Baht pro Jahr mit dem Verkauf von Büffeln und Dung“, sagte Bunchuay. „Das kommt zu den 50.000 bis 60.000 Baht hinzu, die wir mit dem Verkauf von Reis verdienen und dem Gehalt, das mein Mann als Vorarbeiter bekommt. Das ermöglicht uns ein relativ komfortables Leben. Wir können Versicherungen bezahlen, für das College unserer Tochter, und wir haben keine Schulden bei der Bank für Landwirtschaft.“

Wie viele Dorfbewohner, so lernte Bunchuay die Büffelzucht von ihren Eltern. Ihre Lebensgrundlage hängt von den Wasserbüffeln genauso ab wie zuvor Jahrhunderte lang die der Reisfarmer, die mit den Büffeln ihre Felder bestellten und den Dung als Dünger benutzten. Während Büffel in der modernen Landwirtschaft keinen Platz mehr haben, gibt es immer noch einen großen Markt für Büffelprodukte, dazu gehören deren Fleisch und ihr Dung. Ein Sack Dung kann 35 Baht erzielen, ein großer Büffel bringt beim Verkauf 60.000 Baht.

Dorfbewohner am See können pro Tag 400 oder 500 Baht durch Dungverkauf verdienen und sagen, dass einige Kunden sogar aus dem Süden Thailands anreisen.

Rind- und Büffelfleisch wird in Thailand kaum gegessen, laut einer Studie der Universität in Khon Kaen sind es pro Kopf nur 860 Gramm pro Jahr. Doch in Nachbarländern gibt es eine große Nachfrage nach Rindfleisch und gezüchteten Büffeln.

Thailändische Wasserbüffel werden zum Schlachten in andere südostasiatische Länder und nach Hongkong exportiert. Die Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) schätzt, dass 2002 durch den Export von Büffeln und Rindfleisch 4,5 Millionen Dollar erwirtschaftet wurden. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Büffel dienen auch der Milch- und Käsewirtschaft, sie können ferner zu Leder verarbeitet werden.

Büffelzüchter haben Herden in einer Größenordnung von zehn bis fast 100 Tieren. Die meisten fangen klein an und lassen ihre Herden mit der Zeit wachsen, einfach genug, da sich Wasserbüffel meist um sich selbst kümmern können. Büffelkühe gebären normalerweise drei Kälber in zwei Jahren, ohne künstlich befruchtet werden zu müssen.

Vorurteile und Klischees

Trotz der Profite und des relativ einfachen Handels ist die Büffelzucht eine wenig beliebte Tradition. Laut offiziellen Zahlen gab es im Jahre 2011 nur rund 270.000 Familien, die Büffelzucht betrieben. 2002 waren es noch etwa 450.000.

Die Mehrheit dieser Familien, 84 Prozent, lebt im Nordosten, in der Region, in der es auch die meisten Agrarflächen gibt. Die enge Verbindung zwischen dem Isan und der Büffelzucht spielt wohl dem Klischee in die Hände, dass der Isan rückständig sei und dem Vorurteil, dass die Leute dort so dumm wie Büffel seien, eine häufige von nicht aus dem Isan stammenden Thais vorgebrachte Beleidigung. Dass sich immer weniger Menschen mit der Büffelzucht beschäftigen wollen, könnte mit diesen Vorurteilen zu tun haben.

„Unsere Vorfahren züchteten Büffel, aber jetzt gehen unsere Kinder aufs College und wollen die Tradition nicht fortführen“, sagte die 56 Jahre alte Chanda Singna, eine Einwohnerin von Ba Daeng. „Sie glauben, dass die Büffelzucht etwas ist, das nur Leute machen, die sonst keinen Beruf ausüben können.“

Laut Chanda wird diese Ansicht von der thailändischen Stadtbevölkerung und der breiten Öffentlichkeit geteilt, die sich vorstellen, dass Büffelzüchter und Farmer ungebildet seien und beruflich nicht erfolgreich. Doch die Züchter bestehen darauf, dass ihr Leben sowohl kulturell als auch finanziell wertvoll sei.

„Einen Büffel zu haben ist wie einen Kredit zu haben“, sagte Bunchuay. „Banken sind sehr viel eher zur Kreditvergabe bereit, wenn Leute einen Büffel haben, denn sie wissen, dass der Kredit zurückbezahlt werden kann.“

Die Züchter mit größeren Herden brauchen allerdings kaum Kredite. Wenn große Ausgaben bevorstehen, dann können die Züchter in der Regel Teile ihrer Herde verkaufen, um das benötigte Geld zu erhalten. Viele Langzeitzüchter finden, dass der Handel es ihnen ermöglicht, die Kinder auf die Universität zu schicken oder sie sogar in Rente gehen können, nachdem sie ihre Herde vollständig verkauft haben.

Somwang Khonchai gehört zu diesen Rentnerinnen. Die 63-Jährige hat ihr Leben lang Büffel gezüchtet, entschloss sich aber letztes Jahr, ihre Herde zu verkaufen. Sie lebt von den 360.000 Baht, die sie dafür bekam, und ist glücklich, einen Käufer in ihrer Gemeinde gefunden zu haben, weil sie weiß, dass ihre Tiere nicht weit entfernt leben.

„Ich war beim Verkauf sehr traurig“, sagte Somwang. „Ich habe viel geweint. Die Zucht hat mir erlaubt, ganz alleine meine Familie zu unterstützen. Mein Mann starb, als ich 34 war, aber ich konnte mich immer um meine Kinder kümmern und ein großes Haus bauen, indem ich das Geld benutzte, das ich mit den Büffeln verdiente. Es ist ein sehr nachhaltiger Beruf, einer, den ich sehr mochte.“

Büffelzüchter in Ba Daeng loben die Vorteile des Handels. Sie sehen ihn als Belohnung für ein Leben an, das ihnen finanzielle Sicherheit und Freiheit garantiert, im Gegensatz zu Angestellten. Sie verkörpern nicht gerade das Klischee des armen Farmers, der mit seiner Büffelherde täglich ums Überleben kämpfen muss.

Doch Somwang befürchtet, dass es diesen Beruf nicht mehr lange geben wird, wenn gewisse Entwicklungen ihren Lauf nehmen.

Bedrohung durch Entwicklung

Das RID plant, das Kaeng-Lawa-Reservoir zu erweitern, in dem öffentliches Land ausgebaggert werden soll, auf dem die Anwohner ihre Büffel halten. Dem RID gehört das Land seit den 80er Jahren, als das Wasserwirtschaftsprojekt abgeschlossen war. Es hat den Anwohnern seitdem widerstrebend erlaubt, dort ihre Büffelherden grasen zu lassen.

Die Büffelzucht wird auch von Investoren bedroht, die ein erhebliches Interesse an dem Reservoir und dem Umland gezeigt haben, das sie zu einem Tourismusziel umbauen wollen. Keiner dieser Pläne lässt Raum für die traditionelle Lebensweise der Anwohner, deren Büffel oder die Feuchtgebiete, auf die sie angewiesen sind.

„Wenn die Feuchtgebiete zerstört werden, dann können die Leute keine Büffel mehr züchten“, sagte Jarunpis Jantasri in Khon Kaen. Jarunpis, die als Koordinatorin zwischen dem Umweltschutzamt und lokalen Aktivisten, die sich für die Feuchtgebiete einsetzen, arbeitet, denkt, dass das traditionelle Leben in den Feuchtgebieten wichtiger sei als neumodische Entwicklungstrends wie beispielsweise Jobs in der Tourismusindustrie.

Diese Beschäftigung sei, da sind sich Jarunpis und die Einwohner von Ba Daeng einig, nicht so ertragreich und nachhaltig wie die Büffelzucht. Sie befürchtet jedoch, dass Beamte nicht rechtzeitig erkennen, wie wertvoll die Büffelzucht ist, und diese Tradition verschwindet.

Dorfbewohner bedrängten das RID, das Reservoir nicht zu vergrößern, weil die Flächen für die Büffel zerstört würden. Die Züchter müssten dann alle Büffel verkaufen, die sie nicht auf ihrem eigenen Land grasen lassen können. Ganz im Gegenteil, sie versuchten das RID dazu zu bewegen, ihnen ein nachhaltiges Nutzungsrecht für das Gebiet zu gewähren, damit die Tiere sich dort legal aufhalten können. Aber das RID weigerte sich mit dem Hinweis, dass die Büffelzucht dann ansteigen und den See verschmutzen könnte, was der Wasserversorgung von Ban Phai entgegenstünde.

Ein Mitarbeiter des RID in Khon Kaen, der namentlich nicht genannt werden wollte, sagte dass „der Grund, weshalb Dorfbewohner immer noch Büffel züchten können ist, dass das RID ihnen auch versucht zu helfen. Aber es ist nur ein mündliches Abkommen, es gibt keine Rechtssicherheit.“ Da die Dorfbewohner keine schriftliche Bestätigung vom RID haben, laufen sie Gefahr, jederzeit das Land verlieren zu können.

Für Bunchuay ist das ein schrecklicher Gedanke. Wenn ihre Gemeinde die Feuchtgebiete verliert, dann sind ihre Lebensart und ihr Haupteinkommen ebenfalls dahin. Die meisten Dorfbewohner könnten höchstens ein paar Büffel auf ihren eigenen Feldern grasen lassen und müssten sich nach anderen Einkommensquellen umsehen. Für einige könnte das Fabrikarbeit in den Städten bedeuten – ein schweres Leben, das Bunchuay nur zu gut kennt.

Die Büffelzucht erlaubt Bunchuay flexible Arbeitszeiten und nebenbei hat sie die Möglichkeit, ihren Pflichten als freiwillige Helferin im Gesundheitswesen nachzukommen und ihrem Mann auf dem Reisfeld zu helfen.

Die Furcht vom Leben ohne Feuchtgebiete

Als junge Frau verbrachte Bunchuay zehn Jahre in Bangkok und arbeitete dort in einer Fabrik. Sie hatte oft einen Zwölf-Stunden-Tag, nur sonntags hatte sie frei, falls sie keine Überstunden machte. Doch selbst mit diesem Zusatzeinkommen und dem Gehalt ihres Mannes, der als Minibusfahrer arbeitete, war es immer noch schwierig, über die Runden zu kommen. Als sich ihr die Möglichkeit bot, kehrte Bunchuay mit der jungen Familie in die Heimat nach Ba Daeng zurück, begann mit der Büffelzucht und blickte nie zurück.

„Manchmal träume ich, dass ich wieder in Bangkok bin“, sagte sie. „Das sind grauenhafte Albträume. Ich kann mir nicht vorstellen, jemals wieder in der Stadt zu leben.“

Bunchuay und ihre Nachbarn unternahmen viel, um die Feuchtgebiete zu erhalten. Mit der Hilfe von Jarunpis richteten sie unzählige Schreiben ans RID, teilten ihre Sorgen mit und sammelten Daten, um zu beweisen, wie wichtig die Feuchtgebiete als Ökosystem und für die Lebensgrundlage sind.

„Die Entwicklungsgebiete in der Region sind eine Antwort auf die größeren Städte und Gewerbe“, sagte Jarunpis. „Sie ignorieren die Lebensgrundlage der Farmer und beachten nicht die Auswirkungen auf die Anwohner.“ Ihrer Meinung nach muss das zuerst geändert werden. „Der Staat sollte existierende Ressourcen und Lebensgrundlagen erhalten“, sagte sie. „Und das beginnt mit der Erhaltung der Feuchtgebiete.“

Englischer Gastbeitrag von Jamie Rudd auf der Website „The Isaan Record“ – ins Deutsche übersetzt von Louis Anschel

Erschienen in der TIP-Ausgabe 2016-3

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