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Landwirtschaft: Wo Rauch ist, da ist Zucker

Brennende Zuckerrohrfelder in Phetchabun. – Foto: Tony Eastmead, Facebook

Die Bewohner Bangkoks konnten Ende Januar eine kurze Smog-Pause einlegen, als saubere Luft und blauer Himmel nach den gefährlichen ultrafeinen Staubpartikeln in die Stadt zurückkehrten, die sich seit Beginn des Jahres in der Hauptstadt angesammelt hatten. Zumindest vorübergehend wurde alles vom Wind weggeblasen, schreibt Paritta Wangkiat.

Dasselbe passierte Mitte Februar. Auch da drehte sich der Wind und in Bangkok, den anliegenden Provinzen und der Ostküste mit der Touristenhochburg Pattaya gab es wieder saubere Luft und eine smogfreie Sicht auf Umland und Meer.

Die Feinstaubkonzentration im Norden und Nordosten, wo Felder abgefackelt werden, ist jedoch nach wie vor hoch und damit ungesund, insbesondere in Gebieten mit Zuckerrohrplantagen.

Während in Bangkok die Luft besser wurde, war in anderen Landesteilen genau das Gegenteil der Fall. In den Landwirtschaftsregionen werden immer noch Tausende von Brandherden vom Brandmeldesystem „Fire Information for Resource Management System“ der NASA angezeigt. Hotspots wurden auch in Kambodscha, Laos und Burma entdeckt. Genau an den Stellen, an denen Reisfelder durch Zuckerrohrplantagen ersetzt wurden.

So wies der Luftqualitätsindex an einem beliebigen Tag während der Erntezeit in vielen Provinzen eine hohe Luftverschmutzung auf. In Khon Kaen beispielsweise betrug die durchschnittliche Feinstaubkonzentration 63 Mikrogramm pro Kubikmeter, in Lampang 98 und in Phrae sogar 131. (Hier konnte wegen des dichten Smogs ein Flugzeug aus Bangkok nicht landen und musste wegen schlechter Sicht umkehren.)

Der Grenzwert in Thailand liegt bei 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, wobei die Weltgesundheitsorganisation WHO einen Grenzwert im Tagesmittel von nicht mehr als 25 Mikrogramm pro Kubikmeter empfiehlt.

Die Verbrennung von Zuckerrohrfeldern trägt vor allem in der Erntezeit von Dezember bis März erheblich zur Zunahme der Luftverschmutzung bei. Die Menschen in den Landwirtschaftsgebieten müssen demnach noch einen Monat lang die schlechte Luft ertragen. Im April dann beginnt die Smogsaison in Chiang Mai und anderen nördlichen Provinzen. Es scheint, dass es inzwischen das ganze Jahr über in Thailand – je nach Region – Smogalarm gibt.

Das Abfackeln der Felder ist jedoch ein Thema, das von der Regierung trotz seiner gefährlichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit der Bürger kaum behandelt wird.

Das liegt daran, dass Zuckerrohr und die Zuckerindustrie eine wichtige Exportbranche sind. Im Jahr 2018 exportierte Thailand über elf Millionen Tonnen Zucker und verdiente damit 115 Milliarden Baht.

Das könnte erklären, warum die gegenwärtige und frühere Regierung von Premierminister General Prayuth Chan-ocha diese Branche favorisiert hat.

Diese Favorisierung spiegelt sich deutlich in der Politik der Regierung wieder, die die Zuckerrohrproduktion in den letzten fünf Jahren gesteigert hat. Die Regierung drängte auf eine Gesetzesänderung, damit die Anzahl der Zuckerrohrverarbeitungsbetriebe nicht mehr beschränkt wurde. Nach dieser Gesetzesänderung hat die Anzahl der Zuckerrohrfabriken zugenommen, was zu einem Anstieg der Einnahmen aus Zucker und den Nebenprodukten des Zuckerrohrs wie Ethanol und Biomasse geführt hat.

Die Regierung hat große Zuckerproduzenten wie den Konzern Mitr Phol als „staatliche Partner“ anerkannt, die nicht nur Technologie und Know-how für die örtlichen Landwirte fördern, sondern auch garantieren, ihnen das Zuckerrohr abzukaufen.

Die staatliche Unterstützung erfolgte vor drei Jahren, als die Weltmarktpreise für Zuckerrohr anzogen. Infolgedessen ist die Gesamtfläche der Zuckerrohrplantagen in Thailand zwischen 2013 und 2019 von 9,5 Millionen Rai auf 12 Millionen Rai gestiegen. Die Zahlen stammen von der Behörde für Zuckerrohr und Zuckerindustrie.

Im Gegensatz dazu wurden unzureichende Anstrengungen unternommen, das Abbrennen von Zuckerrohrfeldern zu verhindern. Jedes Jahr hat die Regierung die Provinzbeamten trotz ihres eingeschränkten Zugangs zu finanziellen und personellen Ressourcen entsandt, um zu kontrollieren, dass die Felder nicht abgefackelt werden. Die Regierung gab Zuckerrohrfarmern und Landarbeitern oft die Schuld an den Bränden und forderte sie auf, die Arbeitszeiten auf den Zuckerrohrfeldern zu verringern und auf „schnelles Geld“ zu verzichten.

Doch die Zuckerindustrie ist komplex, und man kann nicht nur einen Bösewicht beschuldigen. Lassen Sie mich dies anhand eines Farmers und eines Landarbeiters erklären, mit denen ich Gespräche geführt habe, und Sie werden erkennen, warum die Umweltverschmutzung niemals von alleine verschwinden wird, wenn die Regierung die Art und Weise nicht ändert, wie sie die Zuckerindustrie unterstützt.

Farmer: „Da die Zuckerrohrfabriken und die Regierung die Zuckerindustrie in größerem Umfang unterstützen, haben mich die Zuckerrohrfabriken überzeugt, meine Zuckerrohrplantagen zu erweitern. Das habe ich auch getan. Aber ich habe Schulden. Jetzt kann ich diese Industrie nicht mehr verlassen, weil ich meine Schulden abzahlen muss.“

In diesem Fall stellte der Müller dem Farmer eine Reihe von Landarbeitern und Lastwagen zur Verfügung, damit dieser die Ernte schneller einholen konnte. Natürlich war diese Hilfe des Müllers nicht gratis.

Er bekam die Hilfe und hatte nun 60 Millionen Baht Schulden. Der Farmer musste die Fläche seiner Plantagen auf insgesamt über 3000 Rai ausdehnen, indem er Ackerland von anderen pachtete oder kaufte.

Nur so kann er seine Zuckerrohrproduktion steigern, um mehr Einkommen zu erzielen und die Schulden in Raten zu begleichen. Wegen dieser Schulden kann er auch nicht die Vereinbarung kündigen, sondern ist vielmehr verpflichtet, Zuckerrohr an den Müller zu liefern.

Einige seiner Farmerkollegen beschlossen, auf ihren Plantagen Feuer zu legen, anstatt Erntemaschinen einzusetzen, damit sie die Kosten senken und etwas Geld für die Bezahlung ihrer Schulden sparen können.

Landarbeiter: „Ich will die Plantagen nicht abfackeln. Wer will das? Durch das Feuer verliert Zuckerrohr an Gewicht und Süße, wodurch der Verkaufswert sinkt. Aber ich mache das trotzdem. Ich muss die von meinem Arbeitgeber festgelegte Frist einhalten, sonst finden sie einen anderen, der meinen Job macht.“

Was sagen uns diese Geschichten? Farmer und Arbeiter, die sich in der Zuckerindustrie auf der untersten Stufe befinden, sind gezwungen, die Last der schnellen Produktion zu tragen, damit der Müller mit der steigenden inländischen und globalen Nachfrage nach Zucker Schritt halten kann.

Das Abbrennen von Feldern wird eine unvermeidliche Folge bleiben, solange die Regierung die Zuckerproduktion als oberste Priorität betrachtet.

Stattdessen sollten die wichtigsten Prioritäten für die Zuckerindustrie Maßnahmen zur Verhinderung von offenem Feuer, zur Entschuldung der Farmer, zur Gewährleistung gerechterer Löhne für die Arbeitnehmer und zur Erforschung von Möglichkeiten sein, welche unterschiedlichen Produkte man anbauen könnte.

Zunächst aber müssen Industrie und Regierung ihre Gier nach den Einnahmen aus der Zuckerindustrie reduzieren.

Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-3.
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