Content
Runter mit dem Baht!
Der Wert des Baht soll endlich sinken! – Foto: TIP-Archiv
Es gibt Touristen, die nicht verstehen, weshalb der hohe Wechselkurs ein so großes Problem sein soll. Sie verweisen darauf, dass der Baht-Kurs zwar im letzten Jahr ein wenig gestiegen ist, aber dass dies kein Grund sei, sich Sorgen zu machen oder sich zu ärgern, nur weil man etwas mehr Geld ausgeben müsse.
Nun mag es sein, dass diese Leute den Unterschied kaum merken (wollen), wenn der Euro-Baht-Kurs bei derzeit ungefähr 1:33 steht und vor einem Jahr bei etwa 1:38. Man sollte aber auch bedenken, dass der Kurs vor genau sechs Jahren 1:44 stand und alles – bis auf die Mieten vielleicht, die wegen des Überangebots stabil geblieben sind – deutlich billiger war. Dann sieht das alles schon ganz anders aus.
Einen Tag vor dem Ende des letzten Jahres erreichte der Baht ein neues Sechsjahreshoch, als der Dollar unter die psychologische 30-Baht-Marke fiel und der Dollar mit 29,90 Baht gehandelt wurde. Eine derartig starke Währung hat Bedenken geweckt, dass sie Druck auf die Wirtschaft ausüben könnte.
Tatsächlich nehmen die Bedenken weiter zu, obwohl der Baht nach Beginn des neuen Jahres wieder über die 30er-Marke abwertete.
Das Economic Intelligence Center (EIC) der Siam Commercial Bank schätzt, dass der Dollar 2020 zwischen 29,5 und 30,5 Baht liegen wird. Eine Aufwertung um acht Prozent des Baht im letzten Jahr – der weltweit höchsten, das heißt in anderen Worten, der Baht war 2019 die härteste Währung der Welt – hat die Export- und Tourismusbranche des Landes geschädigt. Aber genau das sind die Hauptantriebsmotoren der thailändischen Wirtschaft.
Die Bank of Thailand hat zugegeben, dass der Baht zu einem Kurs aufgewertet wurde, der die wirtschaftlichen Grundlagen weit übertrifft. Die Situation hat die Zentralbank in ein Dilemma gestürzt. Sollte sie weitere Maßnahmen ergreifen oder die Wirtschaft leiden lassen?
Die Bank of Thailand hat auch mitgeteilt, dass ein starker Baht sowohl gut als auch schlecht sei. Während Exporteure, thailändische Arbeitnehmer im Ausland oder diejenigen, die in Fremdwährungen bezahlt werden, darunter leiden, profitieren von einem starken Baht Importeure, Käufer ausländischer Waren und Dienstleistungen sowie Leute mit Auslandsschulden.
Die Zentralbank hat jedoch die negativen Folgen einer starken Währung nicht in vollem Umfang erkannt. Zum Beispiel wurden wegen der rückläufigen Exporteinnahmen Fabriken geschlossen und zahlreiche Arbeitnehmer entlassen. Unterdessen leidet auch der Agrarsektor – der in der Regel die negativen Auswirkungen des verarbeitenden Gewerbes abfedern kann – unter den geringeren Einnahmen bei den Exporten.
Der erstarkende Baht ist hauptsächlich auf einen strukturellen Faktor zurückzuführen, da ausländische Investoren die Währung zunehmend als „sicheren Hafen“ betrachten, der durch umfangreiche Währungsreserven abgesichert ist. Die Zentralbank ist zwar stolz auf den harten Baht, kann jedoch die damit verbundenen negativen Auswirkungen nicht übersehen und muss daher die Verantwortung für den Umgang mit dem starken Baht übernehmen.
Da die Bank zugibt, dass die Stärke des Baht nicht im Einklang mit den Grundlagen steht, sollte sie die Verantwortung nicht auf die Unternehmer übertragen, indem sie diese zur Absicherung auffordert, um ihr Forex-Risiko zu schützen.
Es ist definitiv keine leichte Aufgabe für die Zentralbank, den Baht in diesem Klima abzuwerten. Der Gouverneur der Bank of Thailand, Veerathai Santiprabhob, gab zu, dass Zinssenkungen, die früher ein wirksames Instrument gegen einen starken Baht waren, nicht mehr die heilende „starke Medizin“ sei.
Er kann sich jedoch nicht auf seiner Begründung ausruhen, dass die Stärke des Baht nicht mit den Grundlagen übereinstimmt. Die Bank muss etwas unternehmen.
Die Zentralbank hat versucht, Währungseingriffe so gering wie möglich zu halten, da sie befürchtet, dass das Land durch das US-Finanzministerium auf eine Überwachungsliste der Währungsmanipulatoren gesetzt wird, was zu weiteren Handelssanktionen führen könnte.
In Anbetracht dieser geopolitischen Dimensionen benötigt die Bank die Unterstützung der Regierung und anderer staatlicher Stellen.
Premierminister General Prayuth Chan-ocha traf kürzlich die richtige Entscheidung, indem er die Bildung eines gemeinsamen Ausschusses anordnete, der sich aus dem Finanzministerium, dem Nationalen Rat für wirtschaftliche und soziale Entwicklung und der Zentralbank zusammensetzt, um sich mit dem starken Baht zu befassen.
Die Regierung muss die Zentralbank möglicherweise unterstützen, wenn sie eine Entscheidung treffen muss, eine „stärkere Medizin“ anzuwenden, obwohl dies ungünstige Folgen haben kann.
In der Zwischenzeit kann die Bank vernünftige Empfehlungen anderer Behörden einholen und muss den Kampf gegen den starken Baht nicht alleine führen.
Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-2.
Auf unserer Website veröffentlichen wir regelmäßig einen Teil unserer Zeitungsberichte.