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Alternative für Plastiktüten?
Foto: TIP-Archiv
In weniger als zwei Monaten werden Plastiktüten aus Supermärkten und Einzelhandelsketten verschwinden, während die Regierungskampagne zur Reduzierung von Einwegkunststoffen an Fahrt gewinnt, berichtet Sirinya Wattanasukchai.
„Tun Sie etwas für Ihr Herz, verringern Sie die Gefahr für die Umwelt“, lautet der Name der Kampagne, die vom Umweltministerium ins Leben gerufen wurde, um die Öffentlichkeit zum Mitmachen zu überzeugen. Umweltminister Varawut Silpa-archa drängt seit seinem Amtsantritt darauf, Plastiktüten zu verbieten, um das Land von einer Angewohnheit zu befreien, die dem Ökosystem ernsthaften Schaden zufügt.
Das Ministerium hat mit 43 Groß- und Einzelhandelsunternehmen im ganzen Land zusammengearbeitet, um die kostenlose Abgabe von Plastiktüten an Kunden zum 1. Januar 2020 einzustellen. Kunden, die nach diesem Datum eine Plastiktüte wollen, müssen zwei oder drei Baht bezahlen. Der nächste Schritt besteht darin, alle Plastiktüten bis zum 1. Januar 2021 auf Märkten zu verbieten.
Laut Varawut benutzen Thais jährlich um die 45 Milliarden Plastiktüten.
Rund 30 Prozent oder 13,5 Milliarden Tüten werden im Einzelhandel an Kunden ausgegeben, weitere 30 Milliarden Tüten stammen aus kleineren Unternehmen wie Lebensmittelgeschäften oder werden auf den bereits erwähnten Märkten verteilt.
Nach Angaben des Ministeriums trägt die Anti-Plastik-Maßnahme bereits Früchte. Im vergangenen Jahr ist der Verbrauch von Plastiktüten um zwei Milliarden Stück gesunken. Der nächste Schritt für das Ministerium ist das Verbot von Plastiktüten in diesen kleinen Unternehmen.
Im ganzen Land kooperieren Supermärkte bereits mit dem Ministerium. Der Betreiber der größten Supermarktkette (das wird wohl CP sein, der Betreiber der 7-Eleven-Geschäfte, auch wenn der Name im Artikel nicht genannt wurde), teilte mit, seine im Juli 2018 begonnene Kampagne habe die Anzahl der verwendeten Plastiktüten um 663 Millionen reduziert. Bis Ende dieses Jahres soll ein Ziel von einer Milliarde erreicht werden.
Allerdings fragen sich einige Kunden, was das für eine Kampagne sein soll. Für Leute, die in einem 7-Eleven einkaufen, hat sich nichts geändert. Kaufen sie eine Kleinigkeit wie einen Kaugummi, kommt dieser in eine Zwerg-Plastiktüte. Ist noch ein Softdrink dabei, wird unaufgefordert ein Plastikstrohhalm dazu gepackt.
Niemand wird ernsthaft behaupten wollen, die Maßnahmen zur Reduzierung des Verbrauchs von Plastiktüten seien ein Fehler, und man kann froh sein, dass die Regierung wirklich daran interessiert ist, entsprechende Pläne umzusetzen. Insbesondere nachdem festgestellt wurde, dass Plastiktüten den Tod des Dugong-Jungtiers Marium im August beschleunigt haben. Aber hat die Regierung übersehen, wie die Stadtbewohner leben?
Sollte es nicht Alternativen geben, damit die Leute die realen Konsequenzen des Regierungsidealismus nicht tragen müssen, bevor Plastiktüten komplett verboten werden?
Stellen Sie sich vor, wie Pendler, von denen es allein in Bangkok mehr als eine Million gibt, zurechtkommen. Diese Leute sind hauptsächlich Geringverdiener, die mit überfüllten Bussen im unvorhersehbaren Verkehr viele Stunden unterwegs sind, oft bis zu fünf Stunden am Tag. Am 5. Dezember gab es einige Einzelhandelsgeschäfte, die einen Probelauf durchführten. Sie boten keine kostenlosen Plastiktüten an, stattdessen braune Papiertüten.
Ich habe das kaum bemerkt, da ich an diesem Tag nur ein paar Kleinigkeiten gekauft habe. Aber viele Kunden, die überrascht waren, beklagten sich lautstark über die Umstellung. Zwar ist es durchaus möglich, Lebensmittel in ein paar braune Papiertüten zu packen, doch die Käufer, die Busse benutzen, fragten sich, wie sie es schaffen sollten, die umweltfreundlichen Tüten an diesem Abend nach Hause zu bringen.
Plastik sollte nicht komplett verdammt werden. Es ist nicht nur ein alltägliches Produkt, sondern vor allem ein sehr nützliches. Sonst hätte Plastik wohl kaum einen Siegeszug in der modernen Gesellschaft als Allround-Material angetreten. Bevor daher der nützliche Kunststoff komplett verboten wird, sollte die Regierung sicherstellen, dass die Öffentlichkeit Alternativen hat und in der Lage ist, sich an den Wandel anzupassen.
Stellen Sie sich die Situation vor, in der Einwegkunststoffe von Märkten verbannt sind. Bisher haben wir noch keine alternativen Taschen oder Behälter im Angebot. Wie nehmen Käufer ihre Einkäufe von frisch geschnittenem Schweinefleisch oder frischen Fischen mit nach Hause? Sollte jeder für jeden Artikel auf seiner Einkaufsliste Kisten zu Frischmärkten mitnehmen?
Man sollte durchaus ein wenig idealistisch daher kommen, warum nicht, aber die Realität dabei nicht aus den Augen verlieren.
Eine Gruppe, die es sich leisten kann, idealistisch zu sein, sind Autobesitzer, die kein Problem damit haben, ohne Plastiktüten auszukommen. Sie können jedoch kaum von sich behaupten, umweltfreundlich zu sein, da ihre Fahrzeuge unsere Umwelt weitaus stärker belasten als der öffentliche Verkehr.
Ich bin kürzlich mit der Bahn zu einer HomePro-Filiale gefahren. Ich war froh zu hören, dass der Laden aufgehört hatte, Plastiktüten kostenlos zu verteilen, und stattdessen begann, Kunden einen Baht pro Stück in Rechnung zu stellen.
Und es macht mir nichts aus, die Tragetaschen zu kaufen, solange sie von anständiger Qualität sind und immer wieder verwendet werden können. Ich hatte meine eigene Einkaufstasche, aber sie war nicht groß genug für meine Einkäufe. Stellen Sie sich vor, wie viele zusätzliche Tüten ich ohne Auto hätte kaufen müssen, um die Sachen mit nach Hause zu nehmen.
Die gegenwärtigen Entscheidungen scheinen für diejenigen, die nicht Auto fahren, ungerecht zu sein: Sie bezahlen entweder für die Plastiktüten oder kämpfen mit braunen Papiertüten, die leicht zerreißen. Die meisten Supermärkte oder Einzelhandelsgeschäfte bieten kostenlose Parkplätze für Kunden an, die das Auto nutzen, und diese Personen haben das Privileg, Tüten abzulehnen, da sie ihre Einkäufe direkt vom Einkaufswagen in den Kofferraum ihres Autos befördern und nach Hause fahren können.
Für die Leute, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, sei es mit Bus oder Bahn, ist das Leben jedoch ein ganz anders. Obwohl sie ohne Auto umweltfreundlicher leben, müssen sie für Plastiktüten bezahlen. Ist das nicht ein bisschen unfair?
Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2019-11.
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