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Wirtschaft: Der Virus kommt zum schlimmsten Zeitpunkt

Die chinesische Regierung setzt alle Mittel ein, fast bis zur Überreaktion, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. – Foto: Pixabay

Es ist nicht das erste Mal, dass mit dem neuartigen Coronavirus Covid-19 eine pandemische Infektionskrankheit aufgetreten ist, schreibt der Wirtschaftswissenschaftler Chartchai Parasuk. Die erste gut dokumentierte Pandemie (eine Epidemie ist örtlich begrenzt, eine Pandemie ist eine Epidemie, die sich in der ganzen Welt ausbreitet) war die Pest von Justinian im 6. Jahrhundert. Die Pest tötete 25 bis 50 Millionen Menschen. Eine Menge Leute, wenn man bedenkt, dass damals im Vergleich zu heute nicht sehr viele Menschen auf der Erde lebten.

In der modernen Geschichte erinnern wir uns noch an die Spanische Grippe von 1918, bei der weitere 25 bis 50 Millionen Menschen ums Leben kamen.

Damals gab es noch keine Flugreisen. Das Argument, dass Flugzeuge eine Hauptschuld tragen, ist nicht richtig. Eine Pandemie kann man nicht aufhalten. Ohne Flugzeuge dauert die Ausbreitung vielleicht etwas länger, aber das Virus wird einen Weg finden.

Einer der jüngsten Ausbrüche waren SARS 2002/2003 und MERS im Jahr 2015. Sowohl SARS (wie Covid-19 in Ostasien) als auch MERS (im Nahen Osten) führten zu weniger als 800 Todesfällen und hatten keinen großen Einfluss auf die Weltwirtschaft. Aber diesmal könnte es anders sein. Besonders für Thailand.

Ich kenne mich mit Epidemiologie nicht aus und werde nicht versuchen, das Ausmaß von Infektionen und Opfern vorherzusagen. Aber als nichtmedizinische Person bin ich überrascht, dass die chinesische Regierung im Vergleich zum SARS-Ausbruch, der ebenfalls in China (Provinz Guangdong) seinen Ursprung hat, so heftige Reaktionen zeigt.

Worauf ich mich in diesem Artikel konzentrieren werde, ist die Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen des Ausbruchs des neuartigen Coronavirus Covid-2019. Da dies der Beginn des Ausbruchs ist und ich nicht weiß, wie sich diese Pandemie entwickeln wird, gehe ich davon aus, dass der Ausbruch SARS ähneln wird. Dieses Virus hatte sich in über 26 Ländern ausgebreitet, etwa 8000 Personen wurden infiziert.

Am 15. Februar hatten sich offiziellen Angaben zufolge fast 70.000 Personen mit Covid-2019 angesteckt. An diesem Tag waren bereits 1666 Menschen an dem Virus gestorben. Fast 10.000 Personen hatten sich nach einer Erkrankung wieder erholt. Das Virus hatte sich schon am 1. Februar auf alle Landesteile Chinas ausgeweitet und am 15. Februar auf 29 Länder.

Der Ausbruch von SARS verursachte der chinesischen Wirtschaft nur kurzfristigen Schaden und belastete die Weltwirtschaft nicht spürbar. Die Chinesen schenkten der Infektionskrankheit wenig Aufmerksamkeit, da die Wirtschaft im ersten Quartal 2003 ein Wachstum von 11,1 Prozent verzeichnete. Dann wurden die Infektionen ernst und tödlich, insbesondere in Hongkong. Die BIP-Wachstumsrate im zweiten Quartal fiel auf 9,1 Prozent.

Natürlich war diese Wachstumsrate in jeder Hinsicht immer noch recht hoch. Im dritten Quartal normalisierte sich die Lage wieder, und die Wirtschaft verzeichnete erneut ein zweistelliges Wachstum von zehn Prozent. Danach wuchs und wuchs die chinesische Wirtschaft weiter und erreichte im zweiten Quartal 2007 einen Höchststand mit einem BIP-Wachstum von 15 Prozent.

Damals passierte nicht viel. Warum sollte jetzt viel passieren?

Erstens sind die Reaktionen der chinesischen Regierung völlig unterschiedlich. Die chinesische Regierung hatte SARS fast als Nicht-Problem behandelt. Keine spezielle Behandlung zur Krankheitsbekämpfung. Die Öffentlichkeit auf dem chinesischen Festland wurde auf die Krankheit nur aufmerksam, weil es im März 2003 in Hongkong zu einem massiven Ausbruch kam. Wie bereits erwähnt, waren die Reaktionen von kurzer Dauer, und alle wirtschaftlichen Aktivitäten normalisierten sich im dritten Quartal.

Doch diesmal setzt die chinesische Regierung alle Mittel ein, fast bis zur Überreaktion, um die Ausbreitung des Virus zu kontrollieren. In der Metropolregion Wuhan wurden zunächst 30 Millionen Menschen eingesperrt, später über 50 Millionen.

Die New York Times schätzte in einem Artikel vom 15. Februar, dass 760 Millionen Chinesen, mehr als die Hälfte der Bevölkerung, auf die eine oder andere Weise daran gehindert werden, sich frei zu bewegen. Zumindest müssen sie an Kontrollpunkten, die auch vor der Haustür sein können, ihre Temperatur messen lassen. Im schlimmsten Fall werden Leute in ihren Wohnungen eingesperrt, da werden mitunter Wohnungstüren zugeschweißt.

Viele Millionen Chinesen werden selbstredend auch davon abgehalten, ins Ausland zu reisen. Diese Aktionen und Mitteilungen von Privatpersonen in den sozialen Medien verbreiten in China Angst und Schrecken. Die Sorge vor einer Epidemie wächst, falls sie nicht schon längst da ist. Alle wirtschaftlichen Aktivitäten im Gebiet Wuhan und darüber hinaus sind stark betroffen, das heißt erheblich eingeschränkt.

Obwohl es für die Berechnung der Wirtschaftszahlen noch zu früh ist, bin ich mir sicher, dass diesmal nicht nur eine kleine vorübergehende Beeinträchtigung des BIP eintritt. Die chinesischen Behörden haben die Neujahrsfeiertage um weitere fünf Tage verlängert, um Zeit zu gewinnen. Es kann keine Rede davon sein, dass sich die konjunkturelle Lage Mitte Februar wieder erholte, ganz im Gegenteil. Ganze Lieferketten sind inzwischen in Gefahr, weil in China produzierte Teile und Güter nicht mehr hergestellt bzw. nicht mehr geliefert werden.

Wenn ich die Panik der chinesischen Verbraucher auf einer Skala von 1 bis 10 ansagen müsste, würde ich den SARS-Ausbruch mit 1 bewerten, während ich das neuartige Coronavirus mit einer glatten 10 bewerten würde.

Einige könnten argumentieren, dass die chinesische Regierung aufgrund der Lehren aus SARS stark reagiert, vielleicht überreagiert. Nur, welche Lehren? SARS verursachte 8000 Infektionen und 800 Todesfälle. Eine kleine Zahl im Vergleich zu mehr als 250.000 Verkehrstoten pro Jahr in China. Und die Lehre aus der Störung der Wirtschaft? Ein Wachstum von satten 9,1 Prozent während der Höhe des Ausbruchs.

Zweitens sind die wirtschaftlichen Bedingungen völlig unterschiedlich. Im Jahr 2003 war die chinesische Konjunktur robust. Das Wirtschaftswachstum lag vor und nach dem SARS-Ausbruch im zweistelligen Bereich. Daher konnten die Auswirkungen einer kleinen Epidemie übersehen werden.

Das chinesische Wirtschaftswachstum von 2019 war jedoch mit 6,1 Prozent das niedrigste seit 30 Jahren. Darüber hinaus ist die Wirtschaft derzeit vom Handelskonflikt und einer hohen Privatverschuldung bedroht. Selbst ohne den Pandemiefaktor dürfte die Wirtschaft allein um weniger als sechs Prozent wachsen.

Die meisten Leute glauben, dass die Bedrohung für die chinesische Wirtschaft nur der US-chinesische Handelskonflikt ist. Dieser ist jedoch eine eher geringfügige Bedrohung. Die größte Bedrohung ist die hohe Verschuldung. China hat mit 252,4 Prozent des BIP die weltweit höchste Verschuldung. In den USA und Thailand liegt der Wert bei rund 150 Prozent des BIP.

Schlimmer noch, 50 Prozent der Schulden sind staatlichen Unternehmen zuzuordnen, die normalerweise ineffizient sind. Es wird die Leser verblüffen, dass die Zahl der staatlichen Unternehmen in China rund 174.000 beträgt. Jetzt erkennen Sie das Problem.

Darüber hinaus ereignete sich der Ausbruch in der konjunkturell günstigen Zeit des Chinesischen Neujahrs – das ist die wichtigste Ausgabenperiode für die Wirtschaft (wie die Vorweihnachtszeit in den westlichen Ländern). Die negativen psychologischen Auswirkungen werden zu einem Rückgang des Konsums und der Investitionen führen, selbst nachdem die Pandemie abgeklungen ist. Die BIP-Zahl des ersten Quartals wird bestätigen, ob meine Sorge um Chinas Wirtschaft wahr oder falsch ist.

Wie die chinesische war auch die thailändische Wirtschaft 2003 solide. Außerdem waren die Handelsbeziehungen zwischen Thailand und China damals nicht so eng. Der SARS-Ausbruch hatte somit fast keine Auswirkungen auf die thailändische Wirtschaft. Tatsächlich betrug das thailändische BIP-Wachstum im SARS-Jahr 2003 7,2 Prozent – der beste Wert seit zehn Jahren.

Wie China ist auch die thailändische Wirtschaft derzeit sehr anfällig. Das BIP-Wachstum lag 2019 bei niedrigen 2,5 bis 2,6 Prozent, die Verschuldung der Privathaushalte erreichte 80 Prozent des BIP und die Exporte schrumpften um über sieben Prozent.

Ein lautes Niesen in China könnte dazu führen, dass die thailändische Wirtschaft ins Krankenhaus eingeliefert werden muss, da zwölf Prozent der thailändischen Exporte im Wert von über 900 Milliarden Baht nach China gehen und zehn Millionen Chinesen 500 Milliarden Baht Tourismuseinkommen für die thailändische Konjunktur generieren. Das Ausbleiben der chinesischen Touristen in Thailand hat jetzt schon verheerende Auswirkungen.

Wenn diese beiden Quellen des kostbaren Einkommens um 20 Prozent oder rund 280 Milliarden Baht gekürzt werden, kann man in diesem Jahr kein Wachstum der thailändischen Wirtschaft erwarten. Falls der Ausfall über 20 Prozent beträgt … nun, da sollten wir besser nicht dran denken.

Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-3.
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