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Thailändische Strandhotels inzwischen teurer als in Europa

Foto: TIP-Archiv

Raini Hamdi erörterte in seinem Artikel auf der Webseite Skift.com das Phänomen, dass ein Thailandurlaub inzwischen oftmals teurer ist als gleichwertige Ferien in Europa – und es liegt nicht nur an Brexit und dem stärkeren Baht; übersetzt und gekürzt von Thomas Schmid.

Die Übernachtungspreise in populären Strandhotels in Thailand sind inzwischen entweder auf dem gleichen Niveau oder sogar teurer als vergleichbare Unterkünfte in Griechenland, Italien, Spanien, Ägypten oder der Türkei; und dabei ist noch gar nicht in Betracht gezogen, dass diese Urlaubsziele für Mitteleuropäer viel näher liegen. Die Kosten für ein 5-Sterne-Resort auf den thailändischen Inseln Koh Samui, Koh Phangan und Koh Samed haben mittlerweile 500 US$ pro Nacht erreicht – allerdings einschließlich Amerikanischem Frühstück. Laut der Diethelm Travel Group ist dies genauso viel wie ein 5-Sterne-Strandhotel in Griechenland, Italien und Spanien; und sogar teurer als vergleichbare Hotels in Ägypten oder der Türkei, wo eine Übernachtung im Durchschnitt lediglich 350 US$ kostet. Damit jedoch nicht genug. Diese 500 US$ übersteigen sogar den Übernachtungspreis von 450 US$, den man in einem gediegenen 5-Sterne-Haus in den deutschen, Schweizer oder österreichischen Alpen in der Hochsaison (Juli/August) bezahlen würde. Die Diethelm Travel Group ist eines der ältesten und größten Reiseunternehmen Thailands für „Inbound Tourismus“ und stellt regelmäßig relevante Preis- und Reisekostenstudien zusammen. Neben den 5-Sterne-Häusern verzeichnen gemäß der neuesten Diethelm-Studie aber auch 4-Sterne-Strandhotels eine ähnliche Preisentwicklung. Sie verlangen mittlerweile 350 US$ pro Nacht, genauso viel wie vergleichbare Unterkünfte in Griechenland, Italien und Spanien, jedoch teurer als Hotels in Deutschland, Österreich und der Schweiz (300 US$/Nacht) und solche in der Türkei und in Ägypten (200 US$/Nacht). Statistisch betrachtet ist ein Thailandurlaub im Vergleich zu vor fünf Jahren in US-Dollar um 30 Prozent, in Euro sogar um 40 Prozent teurer geworden. Und das wäre nur zum Teil der Kurssteigerung des thailändischen Baht zuzuschreiben, sagte Stephan Römer, der Geschäftsführer der Diethelm Group. „Das ist einfach zu viel“, fügte Römer hinzu, zu dessen Unternehmensgruppe auch die Schweizer Reisefirma Tourasia gehört, welche Gruppenreisen nach Asien organisiert und durchführt. „Die Hotels in den beliebtesten Badeorten sind inzwischen teurer als vergleichbare Häuser in Europa. Ich befürchte, dass dies auf mittelfristige und lange Sicht – also die kommenden sechs bis 18 Monate – negative Auswirkungen [auf die Tourismusbranche] in Thailand haben wird“, sagte Römer.

Der Wechselkurs des thailändischen Baht ist seit Januar 2019 immer stärker geworden, was in erster Linie dem Sortenüberschuss Thailands zu verdanken ist. Gegenwärtig erhält man am Bankschalter für 1 US$ nur noch etwa 30 Baht (und für 1 Euro 32 Baht), während man im Januar noch 36 Baht (und für 1 Euro 38 Baht) bekam. Die Tourismusindustrie befürchtet, dass es noch schlimmer kommen könnte. „Obwohl viel heiße Luft geredet wird, wie das Problem in den Griff zu bekommen wäre, steigt der Wert des Baht nach wie vor an. Das ist eine große Herausforderung für unsere Branche und ich gebe sogar zu, dass [der Wechselkurs] unser Geschäft stark belastet. Obwohl ich nicht gerne darüber nachdenke, glaube ich dennoch, dass der US$ unter 30 Baht absacken könnte“, sagte Danai Wansom, Präsident und Geschäftsführer der Hotelgruppe Well Hotels & Resorts Thailand. Jedoch ist der starke Baht nicht der einzige Sorgenpunkt. Der Kursverbesserung ungeachtet haben viele thailändische Hoteliers ihre Zimmerpreise angehoben, da sie auf Ersturlauber aus dem asiatischen Raum bauen [die mit Endverbraucherpreisen in Thailand noch nicht so vertraut sind wie Wiederholungsurlauber aus Europa, welche die Preise in schwindelnde Höhen haben ansteigen sehen; Anmerkung d. Redaktion]. Doch diese Versteifung auf Asiaten hat ein weiteres Problem mit sich gebracht: Für manche zahlungskräftige Luxusurlauber aus Europa hat Thailand einiges an Reiz verloren, weil es nun allerorten von asiatischen Reisegruppen [vor allem aus China; Anmerkung d. Redaktion] überschwemmt ist. Aber auch die politische Situation und die touristische Überentwicklung im Allgemeinen schrecken so manchen Europäer ab. „Etliche Hotels versteifen sich nun ganz auf asiatische Gäste und verkaufen erhebliche Zimmerkontingente in China. Das kann es mit sich bringen, dass sich die Atmosphäre von Hotels so grundlegend wandelt, dass frühere regelmäßige Gäste uns unmissverständlich erklären, sie würden nicht wieder bei uns buchen. Das ist ein Riesenproblem“, gibt Ruth Landolt zu, die Generalmanagerin von Asia365, einer Reisegruppen betreuenden Firma in Zürich, die sich auf dem deutschsprachigen Markt einen Namen für maßgeschneiderte Gruppenreisen nach Asien erworben hat. Landolt sagte, sie hätte diesen Sommer „ein Absacken der Thailandbuchungen in einer zweistelligen Prozentzahl“ verzeichnet, fügte aber hinzu: „Die Wintersaison sieht aber in Ordnung aus, weshalb wir auf das Beste hoffen wollen. Trotz allem hat Thailand in gewissen Sparten immer noch einen Wettbewerbsvorteil. Jene Hotels, die ihre bisherigen Preise aufrechterhalten haben, leiden auch viel weniger, während jene, die ihre Zimmerpreise erhöhten, sich nun plötzlich genötigt sehen, erhebliche Rabatte einzuräumen, um sich über Wasser halten zu können.“ „Trotzdem ist aber Vietnam im Moment ein Urlaubsziel mit viel stärkerem Zuwachs“, fügte Landolt hinzu. „Wir machen auch viel Umsatz in Japan, aber das ist auch ein ganz anderer Markt, während Thailand sich im direkten Wettbewerb mit Südeuropa, Ägypten, Mexiko, Indonesien und auch der Karibik wiederfindet.“

Für David Kevan, Direktor des britischen Reiseunternehmens Chic Locations UK, sind der starke Baht und Brexit allerdings kein Thema. Einer der Gründe dafür, ist, dass Kevans Unternehmen viel daran legte, auf die Altersgruppe der über 55-Jährigen einzugehen, jene, die von Brexit oder dem starken Baht weniger beeinflusst werden und sich darüber hinaus bei ihren Reisen auch nicht an bestimmte Zeitperioden – z. B. die Ferienzeit – halten müssen. Wenn sich Kevan über etwas aufregt, dann ist das jedoch die touristische Überentwicklung nicht nur in Thailand, sondern auch in den Nachbarländern Vietnam und Kambodscha. Kevan prognostiziert, dass viele Hotels, besonders in Bangkok, Pattaya, Hua Hin und Phuket, in den kommenden Jahren in Condos umgewandelt werden, weil ein Überangebot [an Hotels] herrscht und die Hotelbetreiber lieber eine schnellere Kapitalrückgewinnung ins Auge fassen. In Vietnam sind laut Kevan gewisse Hotelziele „im Vergleich zu vor fünf Jahren nicht mehr wiederzuerkennen“. Aber auch der Badeort Sihanoukville in Kambodscha ist gemäß Kevan für Hotelbetreiber inzwischen „in jeder Hinsicht ein wahres Desaster, sofern sie sich nicht ausschließlich auf billigen Massentourismus oder Sex- und Glücksspielsüchtige aus China abzielen.“ Singapur, so sagte er, wäre das einzige Reiseziel in der Region, das sich aufgrund bedachter Planung und vorausschauender Entwicklung unterscheide. „In Singapur bedeutet kurzfristiges Denken die nächsten zehn Jahre und langfristiges Denken 50 Jahre. In jedem anderen Land Südostasiens ist kurzfristig gestern und langfristig morgen.“ Der Umsatz von Chic Locations für Phuket und Koh Samui ist im Vergleich zum letzten Jahr abgesackt, und wiederum macht Kevan dafür die touristische Überentwicklung, aber auch den Umstand, dass diese Ziele „mittlerweile zu bekannt geworden sind“ verantwortlich; und nicht Brexit oder gar den starken Baht. Inseln wie Phuket und Koh Samui haben ihren ehemaligen „Glitzer“ verloren, stellte er fest. „Jeder war schon einmal dort und will nicht unbedingt wieder dahin. Allerdings nutzen viele Flugreisende die Flughäfen dieser beiden Inseln, um so relativ bequem zu anderen Zielen wie beispielsweise Khao Lak, Koh Phangan und Koh Tao zu kommen, weshalb unser Umsatz für diese Destinationen in diesem Jahr aktuell um fünf Prozent angewachsen ist.“ Sollten diese Ziele jedoch der gleichen Entwicklung wie Phuket und Koh Samui folgen, so werden auch sie an Qualität, Beliebtheit und Einzigartigkeit einbüßen, warnte Kevan. „Die meisten unserer Kunden wollen das Einzigartige in Thailand erleben. Dafür machen sie sich gerne etwas mehr Mühe und reisen weiter weg von den althergebrachten Hochburgen des Massentourismus“, sagte Kevan. Ein weiterer britischer Reiseveranstalter für betuchtere Kunden, Premier Holidays, sagte jedoch, die unsichere Situation von Brexit, welche sich auch in einem schwächeren britischen Pfund ausdrücke, wäre in der Tat ein Thema. Der Produktmanager der Firma, John Parker, gab an, dass thailändische Hotels aufgrund dieses Themas taktische Rabatte anböten, sodass das südostasiatische Land preislich betrachtet zumindest immer noch genauso vorteilhaft wie andere Reiseziele in Fernost bliebe, aber oft sogar noch preisgünstiger wäre als jene. „Thailand hatte schon immer Vorteile aus seinem Leumund, ein tolles Reiseziel für Gourmets zu sein, da Essen hierzulande nach wie vor eine der preiswertesten Freizeitmöglichkeiten darstellt, auch wenn es wegen des stärker gewordenen Baht nicht mehr ganz so spottbillig ist, wie das einmal gewesen sein mag. Trotzdem muss ich sagen, dass Restaurantpreise im Vergleich zu was wir in Großbritannien auf den Tisch legen, immer noch sehr angemessen sind“, sagte Parker.

Nichtsdestotrotz prognostiziert das thailändische Fremdenverkehrsamt TAT einen leichten Rückgang bei britischen Besuchern von 954.000 im letzten Jahr auf 950.000 in diesem Jahr. Der stellvertretende Direktor für Marktkommunikation, Tanes Petsuwan, sagte vor einem kürzlich stattgefundenen Seminar in Bangkok: „Wir finden diesen leichten Rückgang aber nicht als sonderlich gravierend. Immerhin waren wir dieses Jahr mit einigen Herausforderungen konfrontiert, einschließlich des Handelskrieges zwischen China und den Vereinigten Staaten, aber auch Brexit sowie dem stärker werdenden Baht. Es ist nicht mehr so einfach wie vorher, Entscheidungen zu fällen.“ Das auf Finanz- und Wirtschaftsanalysen spezialisierte Kasikorn Research Center erwartet unterdessen für dieses Jahr einen Einbruch von 1,5 Prozent bei europäischen Besuchern im Allgemeinen. Europäer schnallen außerdem den Gürtel bei ihrem Urlaubsbudget ein klein wenig enger und geben im Vergleich zum Vorjahr 2018 etwa ein Prozent weniger aus. Währenddessen hat Thailand den Gültigkeitszeitraum für sogenannte „Visa-on-Arrival“ um weitere sechs Monate verlängert, eine Initiative, die es Staatsbürgern von 20 Nationen erlaubt, bei der Einreise ein kostenloses Touristenvisum zu erhalten. Das ist freilich ein klares Anzeichen dafür, dass das Land sich schwer dabei tut, sein diesjähriges Besucherziel von 39,8 Millionen Urlaubern zu erreichen, eine Zahl, die ohnehin von den Anfang des Jahres gesteckten 40 Millionen herabgesetzt wurde. Und wenn man sich die Liste der Länder betrachtet, für welche diese kostenlosen Visa gelten, so fällt auf, dass sich darunter neben China und Indien auch eine ganze Reihe von neuen Märkten befinden, welche die Rückgänge aus den traditionellen europäischen Ländern auffangen sollen. Doch das Königreich sollte vorsichtig dabei sein, wem es sich anbiedert. Obwohl ein erheblicher Anwuchs indischer Urlauber dabei hilft, die sinkenden Ankunftszahlen aus dem etwas ins Wanken geratenen chinesischen Markt auszugleichen, warnt der indische Luxusreiseveranstalter The Travel Planners bereits davor, dass Vietnam bei indischen Urlaubern immer höher im Kurs stehe. Der Direktor der Firma, Munind Shah, sagte dennoch, thailändische Ferienziele wie Phuket, Krabi, Koh Samui, Koh Phangan sowie Hua Hin hätten kontinuierliche Zuwächse verzeichnet, was vor allem direkten Flugverbindungen zu verdanken wäre. Aber auch das günstige Preisniveau in Thailand ziehe nach wie vor spendierfreudige Inder an. „Wenn ich die Luxushotels der Anantara-Gruppe in Koh Samui, Phuket oder Bangkok mit dem Anantara-Resort in Dubai vergleiche, so kommen indische Urlauber in Thailand 30 bis 50 Prozent billiger weg. Trotzdem sieht Thailand stärkerem Wettbewerb von Vietnam entgegen, denn immer mehr unserer Kunden wollen neue Urlaubsziele erkunden; und die Direktflüge von Indien nach Vietnam kommen ihnen da wie gerufen“, sagte Shah.

Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-1.
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