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Die Armut nimmt zu
Seit 2015 werden die Menschen wieder ärmer. – Foto: TIP-Archiv
Die Weltbank schlägt Alarm wegen der steigenden Ungleichheit in Thailand.
Der Anteil der in Armut lebenden Thais ist in den letzten 30 Jahren stark gesunken. Von über 65 Prozent im Jahr 1988 auf unter zehn Prozent im Jahr 2018. Dieser Trend hat sich jedoch in den letzten Jahren umgekehrt, da die Gehälter und der Konsum nicht weiter gestiegen sind. Das führt gleichzeitig zu einem Anstieg der Armut im Land, berichtete die Weltbank.
Der Anstieg der Armut begann nach dem Militärputsch 2014, denn zwischen 2015 und 2018 stieg die Armutsquote in Thailand von 7,2 auf 9,8 Prozent. Die Zahl der in Armut lebenden Thais stieg von 4,85 Millionen auf über 6,7 Millionen, heißt es in dem Bericht, in dem die jüngsten Trends in Bezug auf Armut und Ungleichheit analysiert werden.
Der Anstieg der Armut bis zum Jahr 2018 war weit verbreitet und trat in jeder Region und in 61 der 77 Provinzen auf. In Zentralthailand und im Nordosten stieg die Zahl der Armen im gleichen Zeitraum um jeweils über eine halbe Million. Der von Konflikten betroffene Süden verzeichnete 2017 erstmals die höchste Armutsquote des Landes.
Der Bericht stellt fest, dass der Anstieg der Armut mit aufkommenden und sich verändernden wirtschaftlichen und ökologischen Herausforderungen zusammenfällt. In den letzten Jahren ist die Wachstumsrate Thailands stärker gesunken als in anderen Entwicklungsländern im asiatisch-pazifischen Raum. Im vierten Quartal 2019 hatte Thailand mit 2,7 Prozent eine der niedrigsten BIP-Wachstumsraten in der Region. Inzwischen hat die große Dürre auch die Lebensgrundlage der Farmer beeinträchtigt, die bereits sowieso zu den Ärmsten des Landes gehören.
„Die jüngsten Armutstrends zeigen, dass die Haushalte trotz der wirtschaftlichen Entwicklung Thailands immer noch anfällig für die Auswirkungen einer Wirtschaftsflaute sind“, sagte die für Thailand zuständige Birgit Hansl von der Weltbank.
„Um Thailands Bestreben nach einem Land mit hohem Einkommen gerecht zu werden, müssen thailändische Haushalte besser vor Einkommensproblemen wie Krankheit, Arbeitsplatzverlust und Naturkatastrophen geschützt werden. Ebenso wichtig ist es, dass neue, besser bezahlte und produktivere Arbeitsplätze geschaffen werden.“
Seit Veröffentlichung des ersten Armutsberichts im Jahr 1988 ist die Armutsquote in Thailand fünfmal gestiegen, zuletzt in den Jahren 2016 und 2018 und zuvor in der Zeit der Finanzkrisen in den Jahren 1998, 2000 und 2008. Thailand ist das einzige ASEAN-Land, in dem seit 2000 mehrere Armuts-Zuwachsraten zu verzeichnen sind.
Während Thailand bei vielen Indikatoren, die für das Wohlbefinden eines Landes bzw. dessen Bevölkerung gelten – dazu gehören Schulpflicht, Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen und Elektrizität – besser dasteht als viele andere ASEAN-Länder, weist das Land doch eine extreme Armutsquote auf, die auf 1,90 Dollar/Tag basiert. 0,03 Prozent der Bevölkerung müssen demnach mit 60 Baht pro Tag oder weniger auskommen. Daher bleibt Ungleichheit ein Problem.
Die ärmsten 40 Prozent des Landes litten laut Bericht zwischen 2015 und 2017 unter sinkenden Einkommen und Konsum. Der Trend in dieser Gruppe hängt mit sinkenden Arbeitseinkommen zusammen, wobei das Lohnwachstum stagniert und die Einnahmen aus Landwirtschaft und Wirtschaft sinken. Die Lebenshaltungskosten steigen, aber und deshalb kann man kurz zusammenfassen: Die Armen werden immer ärmer.
„Ein differenzierteres Bild der Ungleichheit und ein besseres Verständnis der Schwachstellen sind erforderlich, um die nächsten Schritte Thailands zum Aufbau einer prosperierenden Gesellschaft für alle zu steuern“, sagte Judy Yang, Ökonomin der Weltbank und Autorin des Berichts.
„Die Beseitigung anhaltender Armut erfordert Wachstumsstrategien, die die kurzfristige Risikominderung und den langfristigen Investitionsbedarf berücksichtigen.“
Der Bericht fordert Interventionen und Investitionen, um Thailand zu transformieren. Kurzfristig muss das Land sein Sozialsystem verstärken.
Gefährdete Bevölkerungsgruppen müssen besser identifiziert und rasch Maßnahmen ergriffen werden, um bessere Arbeitsplätze in einer sich verändernden Wirtschaft zu schaffen.
Langfristig ist die Investition in die nächste Generation der Schlüssel. Die nächste Generation wird aufgrund des demografischen Wandels schrumpfen. Jedes Kind muss Zugang zu Gesundheitssystem und Bildung erhalten, um sein Potenzial voll ausschöpfen zu können. Das wird den Haushalten helfen, der Armutsfalle zu entkommen, eine alternde Bevölkerung zu unterstützen und die Wachstumsaussichten Thailands zu verbessern.
Quelle: Bangkok Post. Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-4.
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