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Touristenparadies am Boden zerstört
Menschenleere Beach Road in Pattaya – Foto: TIP-Archiv
Die Strände sind gesperrt, die Bars und Kabaretts geschlossen. Schon vorher kämpfte Thailands Touristenparadies Pattaya wegen der weltweiten Reisebeschränkungen aufgrund der Coronavirus-Pandemie.
Für einen der berühmtesten – manche würden sagen berüchtigtsten – Tourismuszentren der Welt ist die wirtschaftliche Zerstörung nahezu vollständig, und Unternehmer sagen, dass sie in den letzten 40 Jahren nichts Vergleichbares gesehen haben.
„Unser Unternehmen hat das Geschäft zu 100 Prozent eingestellt. Pattaya ist eine Touristenstadt, und auf Touristen haben wir uns hauptsächlich verlassen. Die ganze Stadt ist vom Virus betroffen“, sagte Pawin Phettrakul, Geschäftsführer der Alcazar Cabaret Show.
In normalen Zeiten kamen täglich mehr als 1000 Touristen in das Kabarett, in dem hochkarätige Tänzerinnen mit aufwendigen Federkopfbedeckungen und Paillettenkleidern auftraten. Doch jetzt gibt es keine Vorstellungen mehr.
Thailand ist vom Tourismus abhängig, weil dieser 15 bis 20 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt. In Pattaya dürfte dieser Anteil weitaus höher sein, weil fast das gesamte Seebad mittel- oder unmittelbar vom Tourismus lebt.
Der Ferienort verzeichnete 2018 laut dem statistischen Bericht der Provinz Chonburi aus dem Jahr 2019 mehr als 15 Millionen Besucher, was bereits einem Rückgang von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr entsprach.
Solche Zahlen werden indes nur ungern veröffentlicht und von der thailändischen Tourismusbehörde in der Regel ignoriert.
„Ich würde sagen, dass jetzt das Schlimmste passiert ist, das Pattaya jemals heimgesucht hat. In den letzten Wochen sind schon viele Unternehmen in Konkurs gegangen und mussten aufgrund des Coronavirus schließen“, sagte Roy Fu Wanlong, ein in Pattaya lebender Geschäftsmann.
Die Stadt hat in den letzten Jahren versucht, ihr Image zu ändern. Das ist aber nicht so einfach, denn das Image besteht seit den 1970er Jahren, als während des Vietnamkrieges US-Soldaten zur Erholung ins Kurbad kamen.
Der Präsident des Tourismusrates von Thailand, Chairat Trirattanajarasporn, hatte bis zuletzt an thailändische und ausländische Touristen appelliert, einen Urlaub in Pattaya zu buchen, da die Stadt aufgrund des Verlusts chinesischer Touristen alle Gäste willkommen heiße. Da war noch nicht absehbar, wie sich die Lage weiter entwickeln würde.
Da es praktisch keine Reisebusse mehr in der Stadt gab, senkten einige Hotels vorzeitig die Preise auf den Standard der Nebensaison. Touristenattraktionen schlossen sich zusammen, um spezielle und kostengünstige Pakete anzubieten. Sogar Immobilien seien jetzt billiger, sagte Chairat, was Investitionen in Eigentumswohnungen und Häuser attraktiv macht.
Doch trotz der Auflistung all dieser Vorteile gab es nur wenige Anzeichen dafür, dass jemand sie nutzte. Pattayas Straßen sahen anfangs aus, als wäre bereits Mitte März die Nebensaison eingekehrt.
Danach wurde es noch schlimmer. Denn als der Gouverneur von Chonburi die Empfehlung herausgab, das Haus nur aus gutem Grund zu verlassen, leerte sich das Straßenbild zusehends. Zuerst schlossen viele Touristenattraktionen, dann die Hotels.
Chairat vom Tourismusrat rechnete vor, dass das Land allein wegen des Ausfalls der chinesischen Touristen zehn Milliarden Baht an Tourismuseinnahmen verloren habe.
Noch im März war der Direktor der thailändischen Touristenbehörde TAT, Pinnart Charoenpol, guter Hoffnung. Er hatte gesagt, die TAT lade 50 inländische und ausländische Reiseveranstalter ein, sich einer Kampagne zur Tourismusförderung anzuschließen. Die TAT sprach auch mit Behörden und Universitäten in Bangkok, um den thailändischen Familientourismus während der Schulferien zu fördern.
Daraus wurde nichts. Die Ankündigung kann indes als Zeichen dafür gesehen werden, wie sehr die Pandemie von allen unterschätzt wurde.
straitstimes.com / REUTERS / pattayamail.com