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Dicke Luft in Bangkok
Bangkok braucht dringend mehr Bäume und Grünflächen, die dazu beitragen können, den tödlichen Staub zu absorbieren. – Foto: TIP-Archiv
Seien Sie alle gewarnt, alle! Der ultrafeine PM2,5-Staub wird nicht so schnell verschwinden. Im vergangenen Jahr hat der Smog die Bangkoker bis März traumatisiert. In bestimmten Gebieten wie dem Norden des Landes, der von Waldbränden heimgesucht wurde, hielt die staubbedingte Luftverschmutzung wie jedes Jahr bis April an, schreibt Kolumnistin Ploenpote Atthakor.
Die langsame Reaktion der Regierung auf die Krise lässt uns schnell erkennen, dass es in diesem Jahr keine wesentlichen Änderungen geben wird.
Angesichts der Tatsache, dass sich dieses Krisenmuster jedes Jahr wiederholt, muss man sich fragen, warum die Regierung nichts besser macht. Warum sind die Reaktionen auf das Problem so lahm?
Offensichtlich ist der Premierminister frustriert über den anhaltenden Smog, mehr aber noch über den Ärger der Öffentlichkeit über seine Regierung und das Versäumnis, mit dem Feinstaub fertig zu werden. Daher hat der Premierminister damit begonnen, das bekannte Spiel „Wer ist schuld“ zu spielen.
„In der Tat ist die Öffentlichkeit verantwortlich und auch schuld am PM2,5-Problem. Wir können jedoch nicht einfach die Schuld auf die Bürger schieben und alle Umweltverschmutzer bestrafen, da Sanktionen andere ernsthafte Probleme für die Gesellschaft mit sich bringen wird“, sagte er. „Wir bitten alle um Zusammenarbeit.“
Er sollte es besser wissen. Der Kampf gegen das Abfackeln von Feldern sollte Priorität haben. In den Provinzen führt das zu unhaltbaren Zuständen – an manchen Tagen regnet es Asche, und sie bedeckt den ganzen Boden. Die Leute nennen dieses Phänomen „Schwarzer Schnee“. Das kann nicht durch eine „Bitte um Zusammenarbeit“ beendet werden.
Es muss einen Anreiz geben, die destruktive Praxis zu beenden, und es müssen alternative Lösungen angeboten werden, z.B. die Einführung neuer landwirtschaftlicher Maschinen in Kombination mit Strafverfolgung bei Gesetzesverstößen – sozusagen Zuckerbrot und Peitsche.
Der Premierminister sollte möglicherweise auch gegen Autofahrer vorgehen, die sich weigern, ihr Auto stehen zu lassen. Autos sind ein Hauptverursacher von Stadtsmog. Als Erstes würde sich die Regelung mit den geraden und ungeraden Ziffern auf Kennzeichen anbieten, sodass ein Auto nur noch jeden zweiten Tag gefahren werden kann.
Aber werden Kabinettsmitglieder, einschließlich Premierminister, auch nur eine Sekunde darüber nachdenken, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen?
Einige Minister und auch der Regierungssprecher haben versucht, die Leute davon zu überzeugen, nicht in Panik zu geraten. Sie behaupten, dass die Luft besser sei als letztes Jahr.
Ja, ist das denn die Möglichkeit?
Der Innenminister meinte sogar, Feinstaub sei ein „natürliches Phänomen“!
Die hohen Feinstaubwerte sind für alle Bürger – ob gesund oder chronisch krank – ein Schlag ins Gesicht. Im Januar wurden teils Werte erreicht, die nicht mehr nur als „ungesund“, sondern als „gefährlich“ klassifiziert wurden.
Der PM2,5-Feinstaub, man kann es nicht oft genug wiederholen, reichert sich in der Lunge an und kann, weil er so winzig ist, direkt in die Blutgefäße gelangen. Er kann zu schweren Erkrankungen der Atemwege und des Herz-Kreislauf-Systems führen.
Über den Smog dürften sich besonders ehemalige Raucher ärgern: Erst gewöhnen sie sich das Rauchen ab, was nicht leicht ist, und dann ist die Atemluft derartig mit Schadstoffen angereichert, dass es kaum einen Unterschied macht, wenn sie noch rauchten.
Die Regierung sollte kurzfristige Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität in Betracht ziehen, die vom Umweltministerium vorgeschlagen wurden, einschließlich eines Fahrverbots von Lastern in Innenstädten an ungeraden Tagen, der Senkung des Schwefelgehalts in Benzin und der Förderung von Car-Sharing und dem Ausbau öffentlicher Verkehrsmittel, die viel öfter fahren müssten. Das Nahverkehrssystem würde zusammenbrechen, wenn plötzlich alle Bangkoker auf das Auto verzichten.
Wichtig sind auch die Überprüfung von Industrieanlagen und deren Schadstoffemissionen sowie ein scharfes Vorgehen gegen offene Feuer.
Die Bangkoker Stadtverwaltung (BMA) sagte, dass einige Schulen in stark betroffenen Gebieten geschlossen würden, Freiluftaktivitäten vermieden werden sollten und man Masken verteilte.
Kommt Ihnen das bekannt vor? Wenn diese Maßnahmen funktionierten, würden wir nicht so sehr leiden. Die Ursache wird hier jedenfalls nicht bekämpft.
Umweltminister Varawut Silpa-archa klang beinahe sarkastisch, als er fragte: „Können die Bürger harte Maßnahmen akzeptieren?“
Er bezog sich auf die Umsetzung von Fahrverboten in den Innenstädten. Ist dem Minister und insbesondere der Regierung nicht bewusst, dass die Leute von ihren Autos abhängen, weil der Staat keine Alternativen für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung gestellt hat? Wie im TIP schon häufig ausgeführt, mögen U- und Hochbahn zwar effiziente Schienensysteme sein, aber sie sind teuer und viele Leute müssen erst einmal eine Station erreichen.
Wann nahm Varawut das letzte Mal einen BMTA-Bus oder fuhr in einem Lieferwagen mit?
Das Tarifsystem des Verkehrsministeriums mit 20 Baht für die Blue Line ist mit einer Ausnahme lobenswert: Das Ziel wird verfehlt. Der sogenannte Off-Peak-Tarif, der auch an Wochenenden und Feiertagen ganztägig gilt, eignet sich sowohl für Touristen als auch für Personen, die nicht arbeiten müssen.
Der Pauschalpreis lässt die typischen Angestellten oder Arbeiter einfach im Regen stehen. Denn zu den Uhrzeiten, zu denen sie mit der Bahn normalerweise fahren, ist der volle Fahrpreis fällig.
In der Zwischenzeit gibt es seitens BTS überhaupt keine Werbe- oder Sonderaktionen, während die gigantischen Hochbahnstationen die darunter befindlichen toxischen Rauchschwaden nach unten drücken, was die Luftverschmutzung auf Bodenniveau weiter verschlimmert.
Der Premierminister hat recht, wenn er die Bürger dazu ermutigt, sich an Lösungen zu beteiligen, aber – wie der Kampf gegen das Abfackeln von Feldern im Agrarsektor zeigt – der Staat muss Alternativen anbieten, bevor er wirklich gegen die Umweltverschmutzung vorgehen kann. Es braucht einen langfristigen Plan, keine Fülle von schlechten Maßnahmen, die mitunter an Aktionismus erinnern.
Gleichzeitig sollte sich die Regierung darüber im Klaren sein, dass Heuchelei das Problem noch verschärft. Bangkok braucht dringend mehr Bäume und Grünflächen, die dazu beitragen können, den tödlichen Staub zu absorbieren, aber wir stehen kurz davor, eine große Grünfläche im Makkasan-Park zu verlieren, die jahrzehntelang als eine der „Lungen“ der Stadt gedient hat. Das Gebiet wird in Kürze in einen riesigen Gewerbekomplex umgewandelt.
Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2020-3.
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