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Tierschutz: Der Elefant im Raum

„Warum um alles in der Welt müssen Leute auf Elefanten reiten?“, Foto: TIP-Archiv

Elefanten sind ein nationales Symbol, Quelle des Stolzes, und wirken auf Touristen so anziehend, dass einige wegen der Elefanten nach Thailand reisen.

Besucher durchstreifen die Straßen von Bangkok und Chiang Mai mit Elefantenhosen und T-Shirts und stöbern in Broschüren, um herauszufinden, wo sie die Gelegenheit haben könnten, ein einzigartiges Instagram-Foto mit einem der sogenannten sanften Riesen zu machen.

Aber seitdem die Zahl der Elefanten-Camps in Thailand zugenommen hat, ist die Behandlung der Tiere Gegenstand heftiger Debatten geworden.

Es fehlen strenge Vorschriften oder obligatorische Kontrollen. Gleichzeitig kann mit Elefanten viel Geld verdient werden. Es geht nicht nur um den Einsatz von Elefanten in Touristen-Camps, sondern auch um den Verkauf der Elefanten selbst. Das macht die Branche reif für Missbrauch.

Mit über 38 Millionen ausländischen Touristen, die Thailand im Jahr 2018 besuchten, ist der Tourismus laut der Website der thailändischen Tourismusbehörde kein kleiner Wirtschaftszweig mehr. Ganz im Gegenteil, inzwischen macht der Tourismus bis zu 20 Prozent der Konjunktur aus.

Während des größten Teils des 20. Jahrhunderts wurden Elefanten in Gefangenschaft zur Holzgewinnung verwendet. Das Verbot von 1989, die Elefanten zur Arbeit heranzuziehen, ließ die Dickhäuter und ihre Mahouts arbeitslos werden. Das zwang sie dazu, die Elefanten für touristische Zwecke zu nutzen – die nächstbeste Option und eine der einzigen Möglichkeiten, Geld zu verdienen, um sich selbst und ihre Elefanten zu ernähren.

„1995 gab es nur 22 Elefanten-Camps. Jetzt sind es 223“, sagte Soraida Salwala, Generalsekretärin der Freunde des Asian Elephant Hospitals in Lampang, die sich immer wieder für das Wohlergehen der Elefanten einsetzt.

Mit der steigenden Besucherzahl in Thailand steigt gleichzeitig auch die Nachfrage nach Elefanten. Laut dem Bericht „Taken for a Ride“ von World Animal Protection aus dem Jahr 2017 gaben 40 Prozent der befragten Touristen an, auf ihren Reisen nach Thailand Elefantentourismus betreiben zu wollen.

Und während es einige Tierschutzgesetze gibt, die Elefanten in Gefangenschaft, von denen es ungefähr 4400 gibt, weitgehend schützen, steht in den Gesetzbüchern nichts, was Standards für Arbeitselefanten betrifft. Und trotz nur vager Schutzmaßnahmen ist eine Durchsetzung dieser Gesetze selten zu beobachten.

Dies lässt eine äußerst profitable Branche stark unkontrolliert und schafft eine Kultur der Straflosigkeit, wenn es um den Tierschutz geht.

Die thailändische Tourismusbehörde, die doch sonst immer so gesprächig ist, lehnte eine Stellungnahme zu diesem Thema ab.

Fehlinformationen und verschwommene Standards

Es steht Elefanten-Camps und Schutzgebieten frei, sich selbst zu kennzeichnen, ohne dass fest definiert wird, was ein Schutzgebiet ist. Kontrollen gibt es auch nicht. Dies bedeutet, dass in Camps, die sich selbst als Zufluchtsorte für das Wohlergehen der Elefanten bezeichnen, die Dickhäuter schlecht, ja geradezu grausam behandelt werden. Trotz Broschüren und Informationen darüber, wie man einen humanen und ethischen Umgang fördert, kann nicht immer überprüft werden, was in diesen Camps hinter den Kulissen geschieht.

„Wir hatten einen Patienten in unserem Krankenhaus, der sehr krank war und weiße Flecken auf der Haut hatte. Der Besitzer des Elefanten kam, um den Elefanten zurückzubekommen und sagte, dass er mit dem Tier eine Zeremonie durchführen müsse. Da uns der Elefant nicht gehörte, mussten wir ihn aushändigen“, berichtete Soraida.

Später fand sie heraus, dass ein Camp den Besitzer des kranken Elefanten bezahlt hatte, um ihn aus dem Krankenhaus zu holen, während er sich in Behandlung befand. Das Camp, so sagte sie, habe geplant, Fotos des kranken Elefanten zu verwenden, um sich damit zu brüsten, kranke Dickhäuter zu „retten“. Tatsächlich war aber genau das Gegenteil passiert: Der Elefant wurde aus dem Elefantenkrankenhaus geholt.

Solche Geschichten sind in der Elefantenindustrie nicht ungewöhnlich, und ein Großteil davon lebt vom Touristengeld im Namen der Erhaltung der Spezies oder der Heilung erkrankter Tiere. Die Camps oder Schutzgebiete erzählen über die Elefanten Geschichten, die manchmal wahr und manchmal unwahr seien, sagte Soraida. „Aber sie diskreditieren Thailand.“

Zu anderen ungeklärten Aspekten gehört, ob ein Elefant gemietet oder besessen wird. Ein gemieteter Elefant hat möglicherweise keinen eigenen Mahout und kann routinemäßig zwischen verschiedenen Händlern ausgetauscht werden. Selbst wenn er an einem Tag ein Camp oder Schutzgebiet durchstreift und im Beisein von Touristen in einem Fluss gebadet wird, könnte der Elefant gleichzeitig gezwungen sein, zwölf Stunden hintereinander mit Touristen auf seinem Rücken umherlaufen oder am nächsten Tag Tricks vorführen zu müssen.

Ungeprüfte Verwaltung

Tierschützer werfen den Mahouts die Verwendung eines Hakens vor, der in der Regel eine kurze Stange mit einem scharfen Ende ist. Er ist in der Regel das häufigste Werkzeug für Mahouts. Die „Behandlung“ des Elefanten mit solch einem Haken sei eine Form von Grausamkeit, sagen Tierschützer.

Nach Ansicht von Elefantenexperten wie Chatchote Thitaram, dem Co-Vorsitzenden der Asian Captive Elephant Working Group, ist ihre Verwendung jedoch erforderlich, um die Kontrolle über den Elefanten zu behalten.

„Es handelt sich um ein Tier, das einen Menschen mit einem Schlag des Rüssels töten kann“, sagte Chatchote, der auch Assistenzprofessor an der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Chiang Mai ist.

Der Verlust der Kontrolle über den Elefanten könne zu Verletzungen und sogar zum Tod führen. Aus Angst vor der Reaktion von Touristen, die die Haken unansehnlich finden, verwenden einige Camps kleinere Objekte, wie Nägel und Messer, die sich außerhalb der direkten Sichtweite von Touristen befinden, dem Tier jedoch größeren Schaden zufügen und die Haut durchstoßen.

„Die Mahouts schämen sich, ihre Werkzeuge zu benutzen“, sagte Nicolas Dubrocard, Direktor von Asian Captive Elephant Standards, einer in Chiang Mai ansässigen gemeinnützigen Organisation, die der Arbeitsgruppe angeschlossen ist und auf Antrag Elefanten-Camps überprüft.

Die Verwendung von Ketten ist ein weiteres strittiges Thema. Während es grausam sein kann, einen Elefanten an einer kurzen Kette zu halten, die ihn daran hindert, herumzulaufen, so sei die Kette in vielen Fällen tatsächlich notwendig, sagte Chatchote. Sie solle aber auf humane Weise verwendet werden. Die Elefanten sollten genug Platz haben, um sich bewegen zu können.

In Bezug auf westliche Rechtsexperten, die sich gegen die Verwendung von Haken und Ketten aussprechen, sagte Dubrocard: „Es ist einfach, dies von unserem Schreibtisch aus zu fordern, aber es ist eine Frage der Sicherheit.

Chatchote meinte: „Wenn man seine Kinder anschreit oder haut, heißt das nicht, dass man sie nicht liebt, sondern dass man sie auf seine eigene Weise liebt.“

Während viele Camps Bananen und Süßigkeiten an Elefanten verfüttern, um mit den Dickhäutern zu interagieren, werden sie häufig mit diesen Nahrungsmitteln überfüttert, die in großen Mengen ungesund sind.

„Es gibt jetzt viele fettleibige Elefanten“, sagte Dubrocard.

Reiten ist ebenfalls ein umstrittenes Thema. Während Dubrocard sagte, dass Reiten für die Elefanten durchaus interessant sein könne, solange sie nicht überarbeitet seien, sagte Soraida, dass die Mahouts die Einzigen sein sollten, die auf den Elefanten reiten.

„Warum um alles in der Welt müssen Leute auf Elefanten reiten? Nur um ein Foto zu machen?“

Elefant als Rohstoff

Es ist nicht nur Touristengeld, das die Betreiber interessiert, sagte Soraida. Mit dem Verkauf von Elefanten kann man auch viel Geld verdienen. Eine Elefantenkuh könnte 1,5 Millionen Baht kosten, während ein männlicher Elefant mit Stoßzähnen über zehn Millionen Baht bringen könnte, sagt sie.

„Einige der Camp-Besitzer sind auch Elefantenhändler“, fügte sie hinzu. „Sie kennen den Mittelsmann und handeln mit ihm. Der Mittelsmann wird mit den Wilderern sprechen und sagen: Wir wollen einen Elefantenbullen, wir wollen eine Elefantenkuh oder einen ein paar Monate alten Elefanten. Die Leute sehen gern junge Babyelefanten im Camp.“

Während Elefanten in den Camps in Thailand gezüchtet und verkauft werden, gibt es laut Soraida einen Markt für Wilderer, auf dem Elefanten aus der Wildnis in Burma geholt und nach Thailand gebracht werden können, insbesondere an den Grenzen der Provinzen Kanchanaburi und Tak.

Sie behauptete, man hätte versucht, sie zu töten, weil sie einen Teil des Marktes aufgedeckt hatte. „Die Leute mögen einen nicht, wenn man zu viel weiß oder darüber redet“, sagte sie.

Die Existenz dieser legalen, hochwertigen Population in Gefangenschaft birgt das Risiko, einen Markt für wild lebende Tiere zu öffnen, indem ein Anreiz dafür geschaffen wird, dass wild lebende Tiere als Elefanten ausgegeben werden, die in Gefangenschaft aufgewachsen sind.

Dubrocard ist jedoch der Ansicht, dass der Markt für das Wildern von Elefanten aus Burma und der Handel mit ihnen in Thailand der Vergangenheit angehören, da die heimische Zucht weit verbreitet ist.

„Sie können nicht einfach einen Elefanten in den Koffer packen“, sagte er. „Die Leute glauben diesen kranken Quatsch aber einfach zu gerne.“

Doch auch das Züchten innerhalb Thailands kann einen Markt schaffen, der diese großen, gefährdeten Tiere in Handelswaren verwandelt.

„Thailands Elefanten in Gefangenschaft spielen auch eine indirekte Rolle im internationalen illegalen Elfenbeinhandel“, heißt es in dem Bericht. „Obwohl Thailands Schritt ermutigend war, Vorschriften für den Elfenbeinmarkt einzuführen, indem es Händler aufforderte, ihre Bestände zu registrieren, und den Verkauf von afrikanischem Elfenbein untersagte, bestehen auf dem Inlandsmarkt nach wie vor Bedenken, dass es Möglichkeiten für die Elfenbeinwäsche gibt.“

Auf der Suche nach einer Lösung

Einige Organisationen wie beispielsweise Dubrocards Asian Captive Elephant Standards, versuchen, andere Wege zu gehen, um Camp-Besitzer zu motivieren, einen humanen und ethischen Umgang mit Elefanten über ein Gesamtbewertungssystem zu entwickeln.

Das Unternehmen berechnet Camps Kosten zwischen 900 und 2000 Euro für die Prüfung und Vergabe von Ratings auf der Grundlage verschiedener Standards, einschließlich der Arbeitszeiten der Elefanten, der Ernährung und der Lagersicherheit.

Soraida sagte, dass es Teil der Lösung sei, Mahouts zu anerkannten und zertifizierten Fachleuten zu machen und für sie ein Schulungsprogramm vorzuschreiben.

Chatchote meint, Mahouts sollten höhere Löhne erhalten, um sie zu motivieren, mit ihren Elefanten korrekt umzugehen.

„Sie werden Mahout, weil sie mit dem Touristenelefanten Geld verdienen wollen. Und das ist eines der Probleme. Wenn man ein professioneller Mahout ist, wird dieser Elefant Glück haben, weil er mit der richtigen Person zusammen ist. In einigen Camps funktioniert das, in anderen nicht. Momentan ist es immer schwieriger, einen guten Mahout zu finden.“

Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2019-12.
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