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Elefantentod in Khao Yai war kein Unfall
Foto: Pexels
Das erste Mal besuchte ich den Haew-Narok-Wasserfall im Khao-Yai-Nationalpark im August 1992, schreibt Ploenpote Atthakor. Die Reise diente nicht der Freizeit, sondern ich reiste dorthin, um über den Tod von acht Elefanten zu berichten. Sie waren am Wasserfall abgestürzt und ertrunken.
Der Name des Wasserfalls bedeutet übersetzt „Die Schlucht der Hölle“. Eine zutreffende Beschreibung, wenn ich mich an den Anblick der toten Dickhäuter im Jahr 1992 erinnere.
Mir wurde gesagt, dass die hungrigen Elefanten an dem für Touristen malerischen Ort, er ist auch Weltnaturerbe, trotz des möglichen Absturzrisikos herumgewandert waren. Die Elefantenkühe und älteren Elefanten waren erfahren genug, um die steile und gefährliche Stelle zu überwinden, aber nicht die jüngeren Herdenmitglieder. Wenn eines der jungen Kälber in Schwierigkeiten geriet und im rauen Gelände das Gleichgewicht verlor, versuchten die größeren Dickhäuter, es wieder auf die Beine zu bringen. Ein Misserfolg bedeutet aber, dass die gesamte Herde bei einem Sturz stirbt.
„Elefanten sind als soziale Tiere bekannt. Sie helfen sich immer gegenseitig, wenn einer von ihnen in Schwierigkeiten gerät“, sagte mir ein Naturschützer. Aber dieser mitfühlende Impuls kann zum Tod führen, wie mir die leblosen Kadaver vor meinen Augen bewiesen.
Anfang letzten Monats erlebte ich ein tragisches Déjà-vu, denn sechs Elefanten wurden an genau derselben Stelle tot aufgefunden.
Als die Parkbeamten versuchten, die sechs Kadaver zu bergen, erlitten sie einen neuen schrecklichen Schock. Weitere fünf Elefanten wurden im Fluss gefunden. Es wird vermutet, dass sie aus derselben Herde stammen, die den Nationalpark durchstreift hat.
Vermutlich ist an dieser Stelle ein Jungtier abgestürzt. Und dann versuchte ein Herdenmitglied nach dem anderen, dem Tier zu helfen. Immer mehr Elefanten gerieten in die tödliche Falle und starben. Nur zwei Elefanten aus dieser Herde sollen übrig geblieben sein.
Kemthong Morat, ein überzeugter Wald- und Tierschützer aus dem Nordosten, wiederholte die Aussage, dass Elefantenkälber, die in Schwierigkeiten geraten, niemals im Stich gelassen werden. Stattdessen wird die Herde alles tun, um den Babys zu helfen, um sie in Sicherheit zu bringen. Aber ein Unternehmen wie dieses kann für alle den Tod bedeuten – genau, wie 1992 geschehen.
Der Naturschützer, der einst jährliche Sensibilisierungskampagnen zum Schutz der Elefanten im Khao-Yai-Nationalpark durchführte, stellte die Theorie der Parkbeamten und des Umweltministers Varawut Silpa-archa infrage, dass der tödliche Sturz einfach ein Unfall war. Diese Erklärung impliziert, dass die Todesfälle etwas waren, das „nicht verhindert werden konnte.“ Kemthong ist anderer Meinung.
Er argumentiert stattdessen, dass der Tod der Dickhäuter auf die Entscheidung des Parks zurückzuführen ist, dem Tourismus Vorrang vor dem Schutz der Elefanten einzuräumen. Einige touristische Einrichtungen, darunter Unterkünfte, Parkplätze und Souvenirläden, wurden auf dem ehemaligen sicheren Elefantenpfad durch den Wald errichtet. Das zwingt die Herden, einen anderen gefährlicheren Weg Richtung Haew-Narok-Wasserfall zu gehen, und am 5. Oktober hatten sie schließlich kein Glück mehr.
Die Parkverwaltung hatte Barrieren errichtet, um zu verhindern, dass Elefanten die Route betraten, aber die Strukturen waren, wie das in Thailand eben so ist, baufällig, und die Dickhäuter brachen mit ihrem Tonnengewicht einfach hindurch.
Die einzige Lösung, die Kemthong sieht, ist die Verlegung der touristischen Infrastruktur, damit die Elefanten wieder ihre alten Pfade entlang laufen können.
Der 52-jährige Naturschützer sagte, dass jedes Jahr Elefanten an dieser Stelle sterben, aber weil es nicht viele waren, machten diese tödlichen Vorfälle keine Schlagzeilen.
„Ungefähr 30 Elefanten sind seit 1992 hier abgestürzt“, sagte er und fügte hinzu, dass keiner hätte verloren gehen dürfen. Dies könne erreicht werden, wenn die ursprünglichen Pfade an die Wildtiere zurückgegeben würden.
Kemthong trat in einen Hungerstreik, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit zu erregen, und setzt Entscheidungsträger wie Umweltminister Varawut unter Druck, Maßnahmen zu ergreifen in der Hoffnung, dass Elefanten vor den tödlichen Gefahren des Khao-Yai-Pfades bewahrt werden können.
Der Naturschützer hat am 11. Oktober mit der Verweigerung von Nahrungsmitteln begonnen und seinen Hungerstreik auf elf Tage begrenzt. Dies ist eine symbolische Aktion für die elf Elefanten, die am 5. Oktober gestorben sind.
Der Naturschützer hofft verzweifelt, dass seine Tat das Gewissen der politischen Entscheidungsträger anregt, sich besser um die Elefanten des Landes zu kümmern.
Nachdem Kemthong die tödlichen Abstürze 1992 und 2019 miterleben musste, sagte er, es sei an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen, um so etwas künftig zu verhindern.
Es liegt in der Macht von Varawut und seinem Umweltministerium, die Interessen der Tiere, die ein Symbol dieser Nation sind, zu vertreten. Nach Kemthongs Worten brauchen wir einen „Khao-Yai-Elefantenschutzplan“.
Bisher wurden seitens der Parkverwaltung keine Änderungen geplant, die gesamte touristische Infrastruktur wird auf Kosten der Dickhäuter so bleiben, wie sie ist. Das ist jetzt schon absehbar und daher sehr traurig.
Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2019-11.
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