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EEC: Ein Tor zur entwickelten Nation
Foto: TIP-Archiv
Die Sonderwirtschaftszone an der Ostküste des Landes, der Eastern Economic Corridor (EEC), wurde von Thanathorn Juangroongruangkit, dem Vorsitzenden der Future Forward Party, wegen „mangelnder Beteiligung der Bevölkerung“ scharf kritisiert. Ich aber glaube ganz im Gegenteil, dass der EEC dazu beitragen wird, das Leben der Thais zu verbessern und Thailand von einem Land mit mittlerem Einkommen in ein Land mit hohem Einkommen zu verwandeln, schreibt Wichit Chantanusornsiri.
In den letzten zehn Jahren hatte kein anderes Entwicklungsprojekt das Potenzial, die Entwicklung des Landes derartig zu verändern. In den letzten Jahren haben umwälzende Technologien die Länder gezwungen, sich auf das neue digitale Zeitalter einzustellen. Wenn Länder dies nicht beachten, besteht die Gefahr, dass sie an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und technologisch zurückbleiben. Thailand ist in der gleichen Position.
Die ablehnende Haltung gegenüber dem EEC ist verständlich. Aber gibt es bessere Optionen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Landes stärken und es zu einer entwickelten Nation machen könnten, ohne den raschen technologischen Wandel zu stören? Um ein Megaprojekt wie den EEC zum Erfolg zu führen, sind ein starker politischer Wille sowie politische Stabilität erforderlich.
Der EEC will Zukunftsindustrien als Rückgrat für das Wirtschaftswachstum Thailands aufbauen. So hat die Regierung mindestens zehn Branchen ins Visier genommen, die in der Lage sind, ausländische Investoren für den EEC zu gewinnen. Diese Branchen sind in zwei Gruppen unterteilt. Zu der Gruppe der sogenannten „Ersten S-Kurve“ gehören Industrien wie Automobilbau der nächsten Generation, intelligente Elektronik, Wohlstands- und Wellnesstourismus, Landwirtschaft und Biotechnologie sowie die Lebensmittelverarbeitung. Diese Industrien existieren bereits im Land und werden im Rahmen des EEC weiter gefördert. Die zweite Gruppe sind die Branchen „Neue S-Kurve“. Dazu gehören Robotik, Luftfahrt und Logistik, Biokraftstoffe und Biochemikalien, Digital- und Medizintechnik.
Der EEC wurde nach dem Putsch von 2014 geplant, der nach Monaten von regierungsfeindlichen Straßenprotesten stattfand. Ein solches Megaprojekt in einer Zeit umzusetzen, in der das Vertrauen der Anleger aufgrund politischer Instabilität gering war, erforderte einen hohen Anreiz für die Anleger. So wurden für diese Körperschafts- und Einkommenssteuersätze von maximal 15 Prozent festgelegt.
Weitere von der Regierung gewährte Vorteile an ausländischen Investoren sind Steuerbefreiungen sowie das Recht, Grundstücke für 99 Jahre zu pachten.
In den letzten Jahrzehnten blieb die Entwicklung Thailands hinter vielen seiner asiatischen Nachbarn zurück. Die jährliche Exportquote in den Jahren 2008 bis 2014 betrug nur fünf Prozent.
Der starke Rückgang der Exporte ist auf die mangelnde Verpflichtung zur Sicherstellung kontinuierlicher Auslandsinvestitionen zurückzuführen, die die Produktionseffizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern. Dies machte einige Länder in der Region für ausländische Investoren attraktiver, da sie auf Industrien abzielten und „Sonderwirtschaftszonen“ als Mechanismen einrichteten, um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben.
Zum Beispiel hat China Shenzhen im Südosten des Landes als Exportdrehscheibe für Elektronikwaren entwickelt.
In den letzten zehn Jahren lag das Wachstum der Auslandsinvestitionen in Thailand zwischen zwei und drei Prozent pro Jahr. Das ist weitaus geringer als in vielen anderen Ländern der Region. Dies ist auch ein Grund des starken Rückgangs der Wachstumsrate von zehn Prozent, die das Land in den vergangenen Jahrzehnten verzeichnete.
Für ausländische Investoren ist Thailand aufgrund der politischen Instabilität, des Arbeitskräftemangels und der fehlenden Klarheit der staatlichen Richtlinien zur Investitionsförderung zu einem weniger attraktiven Investitionsziel geworden. Dadurch ist der Anteil des Landes an den gesamten Auslandsinvestitionen im ASEAN-Raum von 31 Prozent im Jahr 2007 auf 20 Prozent im Jahr 2014 gesunken. Dieser Rückgang hat das Wirtschaftswachstum des Landes maßgeblich beeinträchtigt.
Wenn Thailand eine entwickelte Nation werden soll, muss es Veränderungen in der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklung sowie in der Gesamtverwaltung bewirken. Um dieses Ziel zu erreichen, muss das Pro-Kopf-Einkommen des Landes von derzeit 5410 US-Dollar pro Jahr auf 12.746 US-Dollar (etwa 390.000 Baht) pro Jahr steigen.
Um den Status einer Industrienation zu erreichen, muss Thailand Maßnahmen zur wirtschaftlichen Entwicklung ergreifen, die seine Wettbewerbsfähigkeit steigern. Das Wirtschaftswachstum muss in den nächsten zwei Jahrzehnten mindestens sechs Prozent jährlich betragen. Für dieses Jahr wurde allerdings ein Wachstum von nicht viel mehr als drei Prozent prognostiziert.
Daher kann es sich Thailand nicht leisten, dass seine wirtschaftliche Entwicklung von denselben alten politischen Spielereien beeinträchtigt wird, die lediglich den Interessen bestimmter Personen oder Parteien dienen. Wenn die Entwicklungsinitiativen des Staates durch politische Spiele außer Kraft gesetzt werden, wird das Land wirtschaftlich ausgebremst.
In diesem Szenario wird die Regierung nicht über genügend Geld verfügen, um Wohlfahrtssysteme zu finanzieren, für die jedes Jahr Hunderte von Milliarden Baht an staatlicher Finanzierung erforderlich sind. Diese Systeme umfassen neben der allgemeinen Gesundheitsversorgung (vgl. gesonderten Artikel im Hauptteil), Leistungen für Senioren und Subventionen für etwa 20 Millionen Farmer.
Ohne ausreichende wirtschaftliche Entwicklung wird die Regierung einfach nicht genügend Einnahmen haben, um diese entscheidenden öffentlichen Dienstleistungen zu finanzieren.
Übersetzung eines englischsprachigen Artikels aus der Bangkok Post.
Erschienen in der TIP-Ausgabe 2019-11.
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